Seuchengefahr in Athen: Müllabfuhr muss wieder arbeiten

An elderly woman carries shopping bags as she passes next to a pile of rotting garbage in the port of
An elderly woman carries shopping bags as she passes next to a pile of rotting garbage in the port of(c) AP (Petros Giannakouris)
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Streiks haben das öffentliche Leben in Griechenland lahmgelegt. Nun sollen zumindest die Müllberge entfernt werden.

Müllberge in den Straßen, lahmgelegte Flughäfen, vom Festland abgeschnittene Inseln: In Griechenland haben mehrere hunderttausend streikende Beamte und Arbeitnehmer das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt.

Wegen der Gefahr eines Seuchenausbruchs verpflichtete die Regierung jetzt die streikenden Müllarbeiter zum Dienst. Nach Schätzungen liegen allein in der Hauptstadt Athen mehr als 30.000 Tonnen Müll herum. Die für die öffentliche Gesundheit zuständige Behörde KEELPNO bezeichnete die Situation als "Bombe". In einigen Fällen seien bereits Ratten gesichtet worden. Die Beseitigung der riesigen Müllberge soll nach ersten Schätzungen der Kommunen im Großraum Athen etwa eine Woche dauern.

Viele Seeleute erschienen am Dienstag den zweiten Tag in Folge nicht zur Arbeit, zwischen Piräus und den Ägäis-Inseln fielen die Fährverbindungen aus. Arbeitsniederlegungen gab es auch im Gesundheitsbereich. Viele Staatsbedienstete blockierten zudem die Eingänge von Ministerien. Journalisten begannen am Dienstagmorgen um 6.00 Uhr mit einem 24-Stunden-Streik. Im Radio und im Fernsehen gab es keine Nachrichten, am Mittwoch sollten keine Zeitungen erscheinen.

Lage soll sich am Mittwoch verschärfen

Die Lage soll sich ab Mittwoch noch einmal verschärfen: Dann planen die beiden größten Gewerkschaftsverbände des staatlichen und privaten Bereichs (GSEE und ADEDY) noch weitreichendere Streiks. Alle Staatsbediensteten sollen demnach nicht zur Arbeit erscheinen. Die Fluglotsen haben angekündigt, ab Mittwoch zwei volle Tage lang zu streiken. Nur Transitflüge ohne Zwischenlandung in Griechenland sollen stattfinden. Die Fluglinien begannen bereits ihre Kunden zu informieren. Bus- und U-Bahnfahrer wollen für mehrere Stunden die Arbeit niederlegen, die Taxieigner für 48 Stunden.

Am Donnerstag will das Parlament in Athen ein neues Gesetz billigen, mit dem erstmals seit 100 Jahren Entlassungen von Staatsbediensteten ermöglicht werden sollen. Zudem sollen die Löhne und Gehälter von Beamten und anderen Staatsbediensteten um weitere 20 Prozent gekürzt und weitere Steuern erhoben werden. Die regierenden Sozialisten verfügen über eine knappe Mehrheit von 154 Abgeordneten im 300-köpfigen Parlament.

Im hoch verschuldeten Griechenland finden seit Wochen immer wieder Streiks aus Protest gegen den Sparkurs der Regierung statt. Das Land wartet derzeit auf neue Finanzhilfen der Europäischen Union, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Im Gegenzug muss Griechenland eine strikte Sparpolitik verfolgen und zahlreiche Privatisierungen vornehmen.

Der Abschlussbericht der sogenannten Troika aus EZB, IWF und EU-Kommission für die Auszahlung der nächsten Kredittranche in Höhe von acht Milliarden Euro an Griechenland wird in den kommenden Tagen erwartet. Die Entscheidung über die Freigabe der Summe aus dem 2010 verabschiedeten Hilfspaket in Höhe von 110 Milliarden Euro treffen sodann die Finanzminister der Euro-Staaten und das IWF-Direktorium.

(APA)

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