Eurokrise wirft ihre Schatten auf Osteuropa

(c) EPA (EBRD)
  • Drucken

Die Schuldenkrise hat Osteuropa längst angesteckt, warnt die EBRD und kappt ihre Prognosen. Die Experten erwarteten noch im Juli ein BIP-Plus von 4,4 Prozent. Wachstum dürfte mit 3,2 Prozent magerer ausfallen.

Wien/Auer. Die „langwierige Schuldenkrise“ der Eurozone wirft ihre Schatten längst weit in den Osten des Kontinents, warnt die EBRD in einem aktuellen Wirtschaftsausblick. Selbst wenn die Eurokraten in der Lage wären, doch bald eine Lösung für das Schuldendilemma zu finden, würde die Wirtschaftsleistung der Länder in Mittelosteuropa gehörig in Mitleidenschaft gezogen werden, schätzt die Osteuropabank – und kappt ihre Wachstumsprognose für 2012 deutlich.

Erwarteten die Experten noch im Juli ein BIP-Plus von 4,4 Prozent in den 29 Ländern der Region, so dürfte das Wachstum nun mit 3,2 Prozent deutlich magerer ausfallen. Dabei ist das bereits die Schönwetterprognose des Instituts, in der kein Land in Rezession gehen muss und Brüssel die Schuldenkrise relativ bald unter Kontrolle bringen kann.

EBRD warnt vor Kreditklemme

Schlimmer sieht es aus, wenn Europa keine Lösung findet, bevor die Schuldenkrise große Euromitglieder wie Italien oder Spanien erreicht hat. Dann würden nicht nur etliche Staaten der Eurozone in die Rezession rutschen und einige Banken in der Insolvenz landen, schreibt die EBRD. Auch die Länder im Osten wären, trotz einer durchschnittlichen Staatsverschuldung von gerade einmal 50Prozent, nicht mehr vor einer Rezession gefeit.

In beiden Szenarien gilt: Je näher die osteuropäischen Staaten an der Eurozone sind, desto stärker sind sie betroffen. Die Länder im Baltikum und in Südosteuropa müssen zittern. Ungarn, die Slowakei und Bulgarien sind wegen ihrer Verflechtung mit der Eurozone besonders gefährdet; Serbien und Rumänien wegen ihrer Abhängigkeit von der griechischen Wirtschaft.

Am härtesten träfe die Region aber eine mögliche Kreditklemme, sollten westliche Banken durch eine Pleite Griechenlands selbst unter Druck kommen. Sie stehen für drei Viertel der Bankenbranche im Osten. Die EBRD ruft bereits nach einer neuen „Wiener Initiative“. Unter diesem Schlagwort wurden westliche Banken 2009 dazu bewogen, in der Region zu bleiben und neues Kapital nachzuschießen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.