50-Prozent-Schuldenschnitt für Griechen rückt näher

Griechenlands Finanzminister Venizelos
Griechenlands Finanzminister Venizelos(c) REUTERS (John Kolesidis)
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Eine Einigung wird voraussichtlich noch nicht auf dem Gipfel erfolgen. Die Banken müssen ihr Angebot nachbessern, fordern dafür aber bessere Sicherheiten.

Ein Schuldenschnitt auf griechische Staatsanleihen von rund 50 Prozent rückt immer näher. "Man wird sich auf einen Abschlag von nominal 50 Prozent einigen", sagte eine mit den Verhandlungen zwischen den europäischen Regierungen und dem Internationalen Bankenverband IIF vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Auf einen geringeren Abschlag werde sich die Politik nicht einlassen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel drängte am Mittwoch auf eine Lösung, die die Staatsschulden Griechenlands auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) senken würde. Die genannte Zahl entspräche einem Schuldenschnitt von 50 Prozent und einem Beitrag der Banken von mehr als 100 Milliarden Euro.

Die Banken haben bisher laut Branchenkreisen noch nicht so viel angeboten. Sie forderten insbesondere bessere Sicherheiten. Offen ist auch, ob andere Gläubiger wie Hedge-Fonds auf die Forderungen eingehen. Um zu vermeiden, dass der Schritt als Staatspleite gewertet wird, muss der Verzicht auf freiwilliger Basis erfolgen. Für eine Einigung noch am Mittwoch dürfte die Zeit kaum reichen.

Venizelos rechnet mit Schnitt auf Hälfte

Der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos rechnet nach einem Bericht der Zeitung "Kathimerini" ebenfalls mit einem Schuldenschnitt auf die Hälfte. Nach seinen Vorstellungen sollen die Banken 15 Prozent des in griechische Bonds investierten Geldes in bar zurückerhalten, 35 Prozent sollten in neue 30-jährige, mit sechs Prozent verzinste Anleihen gesteckt werden. Bankenkreisen zufolge kann sich das Verhältnis auch noch ändern. Anders als bei der Einigung im Juli auf einen Schuldenschnitt von 21 Prozent sollen die neuen Papiere nicht vom Rettungsschirm EFSF garantiert werden, als Lockmittel für die Banken solle vielmehr der Bar-Anteil dienen.

Venizelos' Gespräche mit IIF-Direktor Charles Dallara seien am Dienstag "sehr positiv" verlaufen, hieß es in der Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Der erhoffte dreistellige Milliardenbetrag wird allerdings nicht ganz dem griechischen Staat zugutekommen. Weil er im Gegenzug seinen Banken, Versicherern und Pensionsfonds unter die Arme greifen muss, die einen solchen Schnitt nicht verkraften würden, kämen letztlich rund 65 bis 70 Milliarden beim Staat an, berichtete die Zeitung.

(APA)

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