Europas Börsen starten nach EU-Gipfel sehr fest

Die Börsen in Europa starten deutlich im Plus
Die Börsen in Europa starten deutlich im Plus(c) AP (Rick Rycroft)
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Die Einigung auf dem EU-Gipfel treibt die Aktienkurse an. Die Analysten geben sich nach den Beschlüssen in Brüssel vorsichtig optimistisch.

Die Europäischen Leitbörsen sind am Donnerstag nach den Beschlüssen auf dem jüngsten EU-Gipfel sehr fest in den Handel gestartet. Der deutsche DAX sowie der Euro-Stoxx-50 zogen jeweils um satte 3,5 Prozent an. An der Wiener Börse kletterte der ATX in den ersten Handelsminuten knapp über vier Prozent hoch. Deutliche Kursgewinne gab es für den europäischen Bankensektor zu verbuchen. In Wien schossen Erste Group um 5,1 Prozent hoch und Raiffeisen Bank International verbuchten ein sattes Plus von 4,20 Prozent.

Analysten vorsichtig

In einer ersten Reaktion sagte Janwillem Acket, Chefvolkswirt Julius Bär: "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber ich würde nicht euphorisch werden. Die Euro-Zone bleibt eine Riesenbaustelle, an der an vielen Ecken und Enden noch gewerkelt werden muss. Die Lage bleibt ernst. Der Schuldenschnitt von 50 Prozent für Griechenland ist eher an der unteren Grenze. Wir haben eher für 70 Prozent plädiert. Entsprechend ist die Rekapitalisierung der Banken mit 106 Mrd. eher niedrig gehalten".

Auch Tilak Doshi, Energie-Experte an der Uni Singapur, sieht den Haircut an der unteren Grenze: "Ich denke, die fundamentale Frage ist, ob der Verzicht der Banken von 50 Prozent für einen Schuldenschnitt in Griechenland ausreicht. Preisen die Märkte den erforderlichen Schnitt nicht bei 60 Prozent ein? Und wer wird die Kosten für die Rekapitalisierung der Banken tragen? Fraglich ist zudem, ob vor allem Italien rechtzeitig glaubhafte Pläne zur Reduzierung seiner Schulden und zur Verbesserung der Produktivität liefern wird."

Analysten des Bankhauses Barclays Capital kritisieren, dass der Gipfel "keine messbaren Ergebnisse oder wenigstens Fortschritte bei verschiedenen Themen von großer Wichtigkeit" gezeitigt habe: "Zum Beispiel sind die Nachrichten zum Hebel des EFSF bestenfalls lückenhaft und es bleibt abzuwarten, wie die endgültige Einigung aussehen wird. Zwar hat die italienische Regierung angeblich weitere Reformbemühungen in einem Brief an die EU-Kommission versprochen, doch es bleibt abzuwarten, wie stark sich die amtierende Regierung dazu verpflichtet sieht. Fazit: die Marktteilnehmer haben es mit einer Zahl wichtiger offener Fragen zu tun, und die Regierungen müssen noch befriedigende Antworten geben."

Offene Fragen sieht Damien Boey, Aktienstratege von Credit Suisse in Sydney, bei der Hebelung des Rettungsschirms EFSF: "Die Schlagzeilen sehen ganz gut aus, aber der Teufel steckt im Detail. Es ist eine super gute Nachricht, dass sie sich auf eine Hebelung des EFSF auf eine Billion Euro und auf einen Schuldenschnitt mit privaten Gläubigern bei den griechischen Schulden geeinigt haben. Das Problem ist, dass wir nicht genau wissen, wie sie den Rettungsfonds von derzeit 440 Mrd. Euro auf eine Billion hebeln wollen. Außerdem ist nicht wirklich sicher, dass das reichen wird. Wenn man eine Billion Euro und die EZB an Bord hätte, wäre das genug. Aber bisher gibt es keine Erklärung, dass die EZB mit dabei ist. Sollte die EZB nicht bereit sein, mit ihrem Geld den Rettungsfonds aufzupeppen, dann haben wir ein Problem."

(APA/Ag.)

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