Spaniens Banken sitzen auf einer 30-Mrd.-Euro-Immobilien-Bombe

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Immobilienboom brachte Spaniens Banken Kreditschwemme. Viele Gebäude und Grundstücke wurden nun von den Instituten übernommen, da Kreditraten nicht bezahlt wurden. Ein guter Teil ist aber de facto „wertlos“.

Madrid/Bloomberg. „Ich mache mir wirklich Sorgen um die kleineren und mittleren Banken, deren Aktivitäten zu 100 Prozent in Spanien sind und die auf den Immobilienmarkt setzen“, sagt Pablo Cantos von der Unternehmensberatung Mac Group in Madrid. Denn unter dem Strich haben spanische Banken derzeit etwa 308 Mrd. Euro an offenen Immobilienkrediten, wie Daten der Bank von Spanien zeigen. Und bei rund der Hälfte dieser Kredite gebe es „Probleme“.
Erst im Vorjahr hatte die Zentralbank deswegen strengere Regeln erlassen. Die Finanzkonzerne sollten größere Rückstellungen für noch ausständige Kredite bilden. Damit wurde der Druck auf die Banken erhöht, Vermögenswerte zu verkaufen und nicht auf eine Erholung des Marktes zu warten.
Laut Cantos wird es aber bis zu 40 Jahre dauern, bis die Banken Grundstücke „mitten im Nichts“ sowie noch nicht fertiggestellte Mietobjekte verkaufen können. Immobilien mit einem Buchwert von 30 Mrd. Euro seien unverkäuflich, schätzt er. Und nur die Branchenriesen seien stark genug, um diese Krise zu überstehen.

Immobilien fern von Städten

Mit seinem düsteren Ausblick ist Cantos nicht allein. „Grundstücke in einigen Teilen von Spanien sind wertlos. Im wahrsten Sinne des Wortes“, sagt Berater Fernando Rodriguez de Acuna Martinez. Seinen Angaben zufolge befindet sich mehr als ein Drittel aller Grundstücke in ländlichen Regionen – weit weg von Städten. Auch rund 43 Prozent der noch nicht verkauften Wohnimmobilien befänden sich in diesen Regionen.
„Wenn man auf das Bevölkerungswachstum sieht, dann wird es schlichtweg keine Nachfrage nach diesen Objekten geben – weder heute noch in zehn Jahren.“ Laut Marktforschern sind die Preise für spanische Wohnimmobilien seit dem Hoch im April 2007 im Schnitt um 28 Prozent gefallen. Den Ernst der Lage in Spanien zeigt auch die staatliche Statistik: Die Grundstückspreise in den Landesteilen Lugo, A Coruña und Murcia sind seit 2006 um mehr als 60 Prozent eingebrochen, in der Region Burgos ging es sogar um 74 Prozent nach unten.
„Würden die Immobilien tatsächlich mit dem aktuellen Wert bewertet, dann würde jede spanische Bank zusätzliches Kapital benötigen“, sagt Analyst Daragh Quinn von Nomura Holdings. Nach Berechnungen der französischen BNP Paribas sitzt etwa der Marktführer Banco Santander auf 9,2 Mrd. Euro an zwangsvollstreckten Vermögenswerten, gefolgt von Banco Popular mit sechs und BBVA mit 5,9 Mrd. Euro.
Erst am 30. September hatte der Bankenrettungsfonds drei Institute übernommen. Bewertet wurden sie mit null bis zwölf Prozent des Buchwertes. Notenbank-Chef Miguel Angel Fernandez Ordonez erkärte den Umbau der Branche für beendet, nachdem die Zahl der Sparkassen von 45 auf 15 geschrumpft war und viele Banken ihr Kapital erhöht hatten. Cantos warnt indessen, dass Immobilienportfolios oft nur mit einem Abschlag von 70 Prozent verkauft werden könnten. Und das würden kleinere Banken nicht verkraften.

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