Elektroschrott: Der alte PC wird zum Bergwerk

alte wird Bergwerk
alte wird Bergwerk(c) Seifert
  • Drucken

Richtiges Recycling holt aus Elektroschrott wichtige Ressourcen. Wird das aber auf illegalen Deponien in Afrika erledigt, verseucht es die Umwelt. Auch hierzulande kommt es immer noch zu illegaler Entsorgung.

Wenn nächstes Wochenende in Österreich Weihnachten gefeiert wird, werden auch wieder tausende Elektrogeräte unter den Christbäumen liegen. So dürften Smartphones und moderne Tablet-Computer heuer zwei der Renner unter den Geschenken werden. Der alte PC oder das technisch überholte Handy landen dann in der Regel im Elektroschrott.

Machte diese Müllkategorie vor 20 Jahren noch einen geringen Teil des gesamten Abfallaufkommens aus, sind es inzwischen fast 75.000Tonnen Elektroschrott, die von den Österreichern pro Jahr gesammelt und zu den meist kommunalen Abgabestellen gebracht werden. Mehr als neun Kilo an alten Fernsehern, Waschmaschinen und Kühlschränken sammelt jährlich jeder Österreicher im Durchschnitt.

Elektroschrott ist jedoch nicht nur Abfall, der entsorgt werden muss, sondern auch wichtige Ressource für neue Produkte. So ist in Großgeräten wie Waschmaschinen viel wertvoller Stahl verarbeitet. Noch interessanter für das Recycling sind elektronische Geräte wie Computer oder Handys. Aus ihnen lassen sich neben viel Kupfer auch seltene Metalle wie Palladium oder sogar Gold extrahieren.

„500 bis 600 Euro ist eine Tonne reinen PC-Schrotts wert“, sagt Alfred Grinschgl. Er leitet die Elektroschrott-Recyclinganlage „E-Cycle“ des steirischen Abfallentsorgers Saubermacher südlich von Graz. „Aber auch bei einer Waschmaschine ist der Erlös höher, als die reine Verschrottung kostet“, so Grinschgl weiter. Wie gut das Geschäft mit dem Schrott läuft, hänge jedoch von den aktuellen Rohstoffpreisen ab, die sich laufend ändern. Grundsätzlich zahlen die Verschrotter aber für konventionelle Elektrogeräte.

Giftige Gase. Anders sieht die Lage bei Computermonitoren oder Fernsehern sowie Kühlgeräten aus. Dort ist die Entsorgung der hochgiftigen Gase und Flüssigkeiten so teuer, dass die heimischen Sammelsysteme rund 100 bis 120 Euro je Tonne drauflegen müssen. Diese Sammelsysteme wurden von den Herstellern und Händlern mit der Organisation der Entsorgung beauftragt. „Jedes Unternehmen, das Elektrogeräte herstellt oder in den Verkehr bringt, muss dafür sorgen, dass diese nach Ende der Lebensdauer ordnungsgemäß entsorgt werden“, sagt Christian Mayer von Elektro Recycling Austria, einem heimischen Non-Profit-Sammelsystem.

Die Gesamtkosten für die Sammellogistik und Verschrottung betragen rund 20 Millionen Euro pro Jahr und werden anteilig nach Marktanteil auf die Firmen verteilt. Diese schlagen die Kosten wiederum auf die Verkaufspreise ihrer Produkte. Wer ein neues Elektrogerät kauft, zahlt dessen Entsorgung also gleich mit. Daher ist es für Privatpersonen in der Regel auch gratis, Altgeräte bei Müllplätzen abzugeben.

Dennoch kommt es auch hierzulande immer noch zu illegaler Entsorgung. So werden im Schnitt nur 50 Prozent aller verkauften Elektrogeräte auch bei offiziellen Sammelstellen abgegeben. „Kleingeräte wie Handys sammeln sich in Laden an, alte Fernseher wandern ins Wochenendhaus“, meint dazu Elisabeth Giehser von der heimischen „Elektroaltgeräte-Koordinierungsstelle“. Ein Teil der gebrauchten, aber noch funktionsfähigen Geräte würde jedoch auch ins Ausland gehen– vor allem nach Osteuropa.

Handelt es sich dabei um echten Elektroschrott, ist das offiziell auch innerhalb der EU nur mit einer eigenen Genehmigung durch das Umweltministerium möglich. Aufgrund der fehlenden Grenzkontrollen innerhalb der Union und der zu geringen Ausstattung der Kontrolleure in den Seehäfen hat sich in der EU jedoch ein reger Müllexport nach Afrika etabliert.


Endstation Ghana. „Rund 500 Container pro Monat kommen in Ghana an“, sagt Umweltaktivist Mike Anane, der kürzlich auf Einladung der NGO Südwind in Wien war. Offiziell handelt es sich dabei um Secondhand-Ware. „80 Prozent davon sind jedoch Schrott, der billig deponiert werden soll.“

Auch in Ghana versuchen die Menschen, die Rohstoffe aus den Computern und Fernsehern zu holen. Meist werden die Geräte dabei ins Feuer geworfen, um die Isolationen von den Metallen zu entfernen. Die giftigen Gase und Flüssigkeiten werden dabei in die Umwelt entlassen und gelangen über einen nahen Fluss in den Atlantik und somit auch in die Nahrungskette.

Ändern könnten dies nur die Konsumenten hierzulande, indem sie ihre Elektrogeräte ordnungsgemäß abgeben. „Denn auch Computer aus Österreich haben wir auf der Deponie bereits entdeckt“, sagt Anane.

Fakten

75.000 Tonnen
Elektroschrott werden in Österreich pro Jahr gesammelt.

600 Euro
ist eine Tonne reiner PC-Schrott wert.

20 Millionen Eurokostet das Recycling des gesamten Elektroschrotts in Österreich.

500 Container
mit Elektroschrott kommen pro Monat im afrikanischen Ghana an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.