Polen hat die Zahl der Armen mehr als halbiert

(c) AP (ALIK KEPLICZ)
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Fünf Mio. der Polen gelten noch als arm. Sechs Jahre zuvor, als der letzte Eurostat-Bericht erschienen war, waren es noch 13 Mio. Menschen.

Warschau/Apa. Rund fünf Mio. Polen lebten 2010 in Armut, wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Statistikbehörde Eurostat hervorgeht. Sechs Jahre zuvor, als der letzte Eurostat-Bericht erschienen war, waren es noch 13 Mio. Menschen. Damit verbesserte sich die Situation in Polen am deutlichsten unter allen EU-Ländern. Der Anteil der Armen an der Bevölkerung fiel in diesem Zeitraum von 34 auf 14 Prozent.

Experten sehen den Hauptgrund für die Verbesserung in der zurückgedrängten Arbeitslosigkeit. Eurostat nennt hier einen Rückgang von 18 auf zehn Prozent innerhalb von sechs Jahren.

Bohdan Wyznikiewicz vom polnischen Institut für Marktwirtschaftsforschung weist in einem Kommentar für die Zeitung „Gazeta Wyborcza“ auch auf den steigenden Mindestlohn hin. Dieser beträgt im Moment 1500 Zloty (360 Euro), während es vor sechs Jahren noch 849 Zloty (202 Euro) waren. „Das war nur durch die Hilfe der EU möglich“, so Wyznikiewicz.

Emigration seit EU-Beitritt

Bauern erhielten seit dem EU-Beitritt im Jahr 2005 knapp neun Mrd. Zloty (2,15 Mrd. Euro) an Direkthilfen, etwa die gleiche Summe bekamen sie durch andere Programme. Weitere Mittel flossen in die Infrastruktur der – in der Regel ärmeren – ländlichen Gebiete.

Die EU habe die Armut auch indirekt gemildert, etwa durch die Emigration von rund zwei Mio. Menschen, die derzeit nicht in ihrem Heimatland arbeiteten, erklärt Hanna Palska, Soziologin der privaten Hochschule Collegium Civitas. Gegenüber anderen EU-Ländern war die Armut in Polen 2010 aber immer noch hoch. In Österreich waren laut Eurostat 4,3 Prozent der Menschen arm, im Nicht-EU-Land Schweiz nur 1,7 Prozent. Unter den osteuropäischen Staaten schnitt Tschechien mit 6,2 Prozent am besten ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2012)

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