Opel: Die deutsche Delle bei General Motors

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General Motors schafft es nicht, sein Europageschäft in die Gewinnzone zu führen. Der Tochter Opel sind die Hände gebunden. Operativ fuhr das Europageschäft 2011 ein Minus von 747 Mio. Dollar ein.

Wien/Ag./Nst. Sie will und will nicht glücken: die Sanierung des deutschen Autoherstellers Opel. Während der US-Mutterkonzern General Motors am gestrigen Donnerstag mit einem Gewinn von 7,6 Mrd. Dollar ein Rekordergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr vorlegen konnte, schreibt die europäische Tochter hohe Verluste – und das seit Jahren.

Operativ fuhr das Europageschäft 2011 ein Minus von 747 Mio. Dollar ein. Den Managern in der Konzernzentrale bereitet das Kopfzerbrechen. Und so geistert bereits seit Längerem das Gespenst eines neuen Sparprogramms herum. Unter anderem ist von Werkschließungen die Rede. „Wir haben in Europa noch Arbeit vor uns“, sagt Finanzchef Dan Ammann nun. Opel hat bereits einen Standort in Antwerpen stillgelegt und in Summe rund 8000 Stellen abgebaut.

Das aber scheint nicht genug zu sein: Opels Problem ist unter anderem, dass das Unternehmen seine Autos nur in Europa verkaufen „darf“. Andere Exportmärkte bleiben den Deutschen mehr oder weniger verwehrt, weil GM seine eigenen Marken auf Fremdmärkten nicht in Konkurrenz zueinander antreten lassen möchte. So bestünde für Opel zwar die Möglichkeit, Fahrzeuge nach China zu liefern. Was Opel im Vorjahr mit rund 5000 Wagen auch tat. Aber in Ländern wie Brasilien oder dem Reich der Mitte macht der Import von Fahrzeugen nur bedingt Sinn, weil hohe Einfuhrzölle zu entrichten sind.

Nachfrage in Europa schwächelt

Nicht zuletzt deswegen sind Konzerne wie Volkswagen dazu übergegangen, Produktionen vor Ort hochzuziehen. Auch GM stellt Fahrzeuge in China her, Autos der Marke Opel laufen dort aber nicht vom Band. Geht es nach GM, dürfte sich das so bald auch nicht ändern. „Opel bleibt eine Regionalmarke mit klarem Fokus auf Europa“, stellte GM-Marketing-Chef Joel Ewanick diesen Jänner auf der Automesse in Detroit klar.

Doch der europäische Markt gilt als weitgehend gesättigt. Hohe Wachstumsraten, wie sie in Schwellenländern erzielt werden, sind in der EU nicht zu erwarten und können von Opel auch nicht genutzt werden.

Zugleich kämpft das Unternehmen mit der schwachen Nachfrage in seinem Hauptabsatzgebiet. Die Staatsschuldenkrise dämpft die Konsumnachfrage. Besonders in den hoch verschuldeten Staaten hält man sich mit Neuwagenkäufen zurück. Allein im heurigen Jänner sank die Zahl neu zugelassener Fahrzeuge in der EU um 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. In Ländern wie Portugal war der Einbruch mit rund 47 Prozent besonders stark. Opel und Vauxhall setzten zu Jahresbeginn mit rund 56.000 Fahrzeugen um gut ein Fünftel weniger ab als noch im Jänner 2011. Aber auch Konzerne wie Fiat, Renault oder Peugeot verkauften deutlich weniger Autos. Für Opel dürfte die Lage aber kaum besser werden. Peugeot-Chef Philippe Varin rechnet für Europa heuer mit einem um fünf Prozent schrumpfenden Markt. Ursprünglichen Plänen zufolge sollte Opel ab 2012 nachhaltig schwarze Zahlen schreiben.

Im Zuge der Finanzkrise hatte General Motors erwogen, Opel an ein Konsortium aus Magna und der russischen Sberbank zu verkaufen. Letztendlich zog GM sein Angebot zurück, um Opel selbst zu sanieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2012)

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