China und Schwellenländer: Affront gegen den Dollar

China schmiedet Allianz gegen
China schmiedet Allianz gegen(c) AP
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China schmiedet ein Bündnis mit Brasilien, Russland, Südafrika und Indien. Kredite sollen künftig in den nationalen Währungen vergeben werden.

China will seine nationale Währung weiter stärken und die Internationalisierung des Renminbi vorantreiben. Konkret will China mehr Renminbi-Kredite an Schwellenländer wie Indien, Brasilien, Russland und Südafrika vergeben. Diese wurden bisher vorwiegend in US-Dollar abgewickelt. Am 29. März soll die China Development Bank eine entsprechende Absichtserklärung mit Geldinstituten der vier Länder unterschreiben, berichtet die "Financial Times". Umgekehrt sollen die Schwellenländer Kredite in ihren nationalen Währungen zugänglich machen.

Erst im Dezember hatten die zweit- und drittgrößte Volkswirtschaften der Welt, China und Japan, verlautbart, bilateralen Handel künftig vermehrt in ihren eigenen Währungen abzuwickeln. "Die Presse" berichtete. Damals war von einem Angriff auf den Dollar als Weltwährung Nummer eins die Rede.

Noch spielt Renminbi untergeordnete Rolle

Die aktuelle Initiative der Schwellenländer soll den Handel zwischen den fünf Staaten fördern und den Einsatz des Renminbi - anstelle des Dollars - stärken. Bislang werden laut Morgan-Stanley-Asien-Chefanalystin Helen Qia weniger als 13 Prozent des chinesischen Asien-Handels in der eigenen Währung abgewickelt. Die britische Bank HSBC schätzt, dass der Handel mit Renminbi im lokalen Handel bis 2015 auf 50 Prozent ansteigen könnte.

Doch bereits im Dezember bremste die chinesische Zentralbank zu hohe Erwartungen: "Einen unbehinderten globalen Handel wie mit dem Dollar wird es nicht geben. Direkt in China zu investieren, wird auch künftig kaum möglich sein".

Brasilien kritisiert "Währungskrieg"

Vor allem Brasilien wehrt sich gegen die amerikanische Politik des billigen Geldes und kritisiert den "Währungskrieg" der USA sowie anderer Länder auf dem Rücken der Schwellenländer, wie "Die Presse" berichtete. Frisch „gedruckte“ Euro, Dollar, Yen und Pfund würden aus dem überschuldeten Westen in die Entwicklungsländer wandern – und dort für Probleme sorgen.

Dieses zu günstigen Konditionen ausgegebene Geld mache die EU- und US-Exporte billiger, worunter der brasilianische Markt mit seiner starken Währung, dem Real, und seinen hohen Zinsen leide. Der Kurs des brasilianischen Real stieg im Vergleich zum Dollar seit Jahresbeginn bereits um rund acht Prozent. Die brasilianische Notenbank versucht zwar gegenzusteuern, hat aber bisher kaum Erfolg.

US-Historiker: China will Dollar nicht "entthronen"

US-Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen glaubt allerdings nicht an einen Währungskrieg. Es gebe keinen tödlichen Wettlauf zwischen dem Dollar und seinen Konkurrenten Euro und Renminbi. "Es gibt keinen Grund, weshalb nicht in ein paar Jahren Länder an Chinas Grenzen für ihre internationalen Transaktionen den Renminbi verwenden sollten, während Länder in der Nachbarschaft Europas den Euro verwenden und Länder, die mit den Vereinigten Staaten Geschäfte machen, dafür den Dollar benutzen", schreibt er in seinem aktuellen Buch "Das Ende des Dollar-Privilegs".

Auch China sei auf eine Welt mit mehreren internationalen Währungen aus. China habe kein Interesse daran, den Dollar zu "entthronen". Dazu habe das Land zu viel in den Greenback investiert.

(phu)

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