Eierpreise explodieren: Rohstoffkrise kurz vor Ostern

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Symbolbild(c) APA (JUDITH HOEGERL)
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Seit Jänner dürfen Eier aus Legebatterien in der EU nicht mehr verkauft werden. Das hat zu drastischer Eierknappheit geführt, Marktpreise haben sich fast verdoppelt. Nudelhersteller und Großbäckereien verzweifeln.

Wien. Kurz vor Ostern schlittert Europa in eine hausgemachte Rohstoffkrise: Die Eier werden knapp. Grund dafür ist eine seit Jänner geltende EU-Verordnung, nach der es verboten ist, Legehennen in herkömmlichen Käfiganlagen zu halten. Was für Tierschützer einen Triumph darstellt, droht zu einem ernsten Problem für die eierverarbeitende Nahrungsmittelindustrie zu werden. Denn obwohl die politische Entscheidung, Legebatterien in Europa zu verbieten, schon 1999 fiel, sind bei Weitem noch nicht alle Eierproduzenten umgestiegen. Deutschland hat die Richtlinie schon 2010 in ein nationales Gesetz gegossen, in Österreich gibt es seit 2008 keine Legebatterien mehr. Aber: Mindestens elf EU-Länder haben die Richtlinie noch gar nicht umgesetzt.

Supermarktpreise nicht gestiegen

Laut dem deutschen Branchendienst „Marktinfo Eier & Geflügel“ (MEG) leben 50 bis 100 Millionen der rund 330 Millionen europäischen Legehennen in nicht EU-konformen Käfigen. Ihre Eier dürfen jetzt nur noch auf dem jeweiligen nationalen Markt gehandelt werden. Mit dramatischen Konsequenzen: Auf dem freien Markt hat sich der Eierpreis seit Jahresanfang fast verdoppelt.

Im Supermarkt sind diese Preise noch nicht angekommen, weil die Handelsketten über langfristige Verträge verfügen. Es muss sich also niemand um seine Ostereier sorgen. In Deutschland klagen aber die Großbäckereien und Teigwarenhersteller über die Eierknappheit. Ein sächsischer Betrieb musste sogar Konkurs anmelden. In Österreich hat die Eierkrise noch nicht voll eingeschlagen, weil der heimische Bedarf zu einem Großteil von inländischen Produzenten gedeckt werden kann.

Die Nudelindustrie ist aber auf der Hut: „Das Angebot ist ein verringertes und die Nachfrage aus dem Ausland ist enorm groß“, sagt Stefan Recheis vom Tiroler Traditionshersteller der „Presse“. Recheis kauft nur österreichische Eier und kann sich auf langfristige Verträge verlassen. Aber: „Wenn die Preise weiter so stark steigen, werden wir unsere strategischen Eierreserven anzapfen müssen. Die halten aber auch nicht länger als ein paar Wochen.“ Recheis verbraucht für seine Nudelprodukte 33 Millionen Eier pro Jahr.

In Tschechien werden die Fabriken jetzt erst umgestellt, was die Eierpreise dort besonders schnell in die Höhe schießen lässt und zu reger „Eier-Touristik“ in Grenzregionen führt. Das Eierangebot in Tschechien dürfte so verknappt sein, dass die Preise auch in den Supermärkten anziehen. Außerdem stieg kürzlich die Mehrwertsteuer für Nahrungsmittel. Ein Ei kostete Ende 2011 drei Kronen (zwölf Cent). Jetzt muss man schon bis zu acht Kronen bezahlen.

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