Dänemark: Ab 2035 keine fossilen Brennstoffe mehr

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Symbolbild(c) EPA (Wei Leung)
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Regierung und Opposition einigten sich auf ein ambitioniertes Energieprogramm, wonach etwa der Windstromanteil bis 2020 auf 50 Prozent ausgebaut werden soll. Haushalte wird das pro Jahr rund 175 Euro mehr kosten.

Kopenhagen. Dänemark schlüpft bei der Energiepolitik wieder ins grüne Trikot des Spitzenreiters bei den Erneuerbaren. Die Mitte-links-Koalition in Kopenhagen einigte sich mit großen Teilen der Opposition auf ein ambitioniertes Programm zur Umstellung auf erneuerbare Energieträger, laut dem bis 2020 die Hälfte allen Stroms durch Wind erzeugt und der CO2-Ausstoß um 40 Prozent verringert sein sollen.

Energieminister Martin Lidegaard spricht vom „breitesten, grünsten und dauerhaftesten Energieabkommen“, das in Dänemark je getroffen wurde. „Dies schafft die Grundlage für eine völlige Umstellung unseres Energiesektors in eine nachhaltige Richtung“, sagte der sozialliberale Minister der „Presse“.

Eine höhere Energieeffizienz, Windkraft und Bioenergie sind die Pfeiler, auf denen das Programm ruht. Dank der Förderung von Maßnahmen zur Energieeffizienz soll der Energieverbrauch bis 2020 trotz wachsender Produktivität um zwölf Prozent sinken. Die Kapazität von im Meer stehenden Windkraftwerken soll durch den Bau von zwei neuen Offshore-Anlagen verdoppelt werden. Hinzu kommt der Ausbau von küstennahen und an Land errichteten Windparks, wodurch der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung in nur acht Jahren von derzeit 22 auf 50 Prozent steigen soll.

Biomasse statt Kohle

Die Kohlekraftwerke, zurzeit noch Dänemarks wichtigste Stromproduzenten, will man gleichzeitig auf Biomasse umrüsten. Dezentrale Kraftwerke, die neben Strom auch Fernwärme liefern, sollen mit Biogas aus der Gülle der Schweineproduktion gespeist werden. Bis 2035 will Dänemark alle fossilen Brennstoffe eliminiert haben.

Die nun beschlossenen Maßnahmen führen laut Lidegaard zu einer Senkung des CO2-Ausstoßes um 34 Prozent bis 2020. Die restlichen sechs Prozent zur Erreichung des 40-Prozent-Ziels sollen Landwirtschaft und der Transportsektor beisteuern. Damit übertrifft Dänemark die EU-Ziele bei Weitem, laut denen der CO2-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent sinken soll. „Zwei Drittel des Energiesektors müssen erneuert werden, das ist eine Herausforderung, vor der ganz Europa steht“, sagt Lidegaard.

Die Kosten für das neue Energieprogramm werden auf eine knappe Milliarde Euro taxiert. Die Energiekosten pro Haushalt werden dadurch im Jahr 2020 um rund 1300 Kronen (175 Euro) höher ausfallen als heutzutage. Bei Unternehmen soll der Betrag um 200 Kronen (27 Euro) pro Mitarbeiter steigen. „Würden wir stattdessen weiterhin Öl importieren, wäre die Rechnung sicher doppelt so hoch“, sagt Lidegaard.

In monatelangen Verhandlungen gelang es der Regierung, auch große Teile der bürgerlichen Opposition in das Programm einzubinden. Auch das trägt zur Nachhaltigkeit bei: Die Langzeit-Ziele würden auch einen eventuellen Regierungswechsel überdauern. Nur eine liberalistische Partei, die Steuern und Regulierungen prinzipiell ablehnt, blieb außen vor.

Neue Netze für den Export

171 von 179 Mandataren von ganz links bis ganz rechts stehen hinter dem Energieplan. Zu den wichtigsten Investitionen gehört neben den Windparks die Erneuerung des Stromnetzes, um es in die Netze der Nachbarländer zu integrieren und den Export von Überschussproduktion zu erleichtern, wenn die Windkraftwerke mehr produzieren, als in Dänemark benötigt wird. Die Regierung rechnet damit, dass der Energieplan zwischen 2016 und 2020 jährlich 8000 Arbeitsplätze kreiert.

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