Die jüngste Herabstufung Spaniens rückt den Bankensektor erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Berechnungen der spanischen Notenbank zufolge beträgt der zusätzliche Kapitalbedarf der Geldhäuser knapp 54 Mrd. Euro.
Wien/Ag./Red. Während am Sonntag in Madrid Tausende gegen die Kürzungen der Regierungen auf die Straße gingen, schlummern im Hintergrund noch ganz andere Probleme: Denn die jüngste Herabstufung Spaniens durch die Ratingagentur Standard & Poor's rückt nun den Bankensektor erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Berechnungen der spanischen Notenbank zufolge beträgt der zusätzliche Kapitalbedarf der Geldhäuser knapp 54 Mrd. Euro. Diese Summe bezieht sich allerdings nur auf Belastungen, die auf faulen Immobilienkrediten basieren, wie Analyst Andrew Lim von der Banco Espirito Santo sagt.
Würden drohende Zahlungsausfälle anderer Kredite addiert, klafft eine Kapitallücke von mehr als hundert Mrd. Euro. Die Banken hätten theoretisch die Möglichkeit, Geld bei Investoren einzusammeln. Angesichts der unsicheren Situation ist jedoch fraglich, ob Anleger den Banken ihr Geld zur Verfügung stellen würden. Gegen den Branchentrend haben die Großbanken Santander und BBVA seit Jahresbeginn erheblichen Börsewert eingebüßt. Auch die Absicherung gegen einen Zahlungsausfall der Banken verteuerte sich.
Immobilien in Holding auslagern
Eine andere Möglichkeit der Lage Herr zu werden, besteht in der Unterstützung durch den Staat, der seine Verschuldung so aber ausweiten würde. Dass Europa den Banken unter die Arme greift, ist eine weitere Option. Allerdings hat EU-Währungskommissar Olli Rehn direkte Zahlungen aus dem EU-Rettungsfonds für spanische Banken bereits ausgeschlossen.
Um eine kostspielige Rettung zu vermeiden, dränge die Madrider Regierung die Banken dazu, ihren Immobilienbestand in eine spezielle Holding auszulagern, berichten informierte Personen. Die Details dieser Lösung seien aber unklar.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2012)