Mann wirft im Gericht einen Schuh nach Breivik

Anders Behring Breivik
Anders Behring BreivikAP (Krister Sorbo)
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"Fahr zur Hölle", brüllte der Hinterbliebene eines Opfers. Sein Wurf verfehlte den Attentäter allerdings und traf dessen Anwältin. Der Mann wurde aus dem Gerichtssaal gebracht.

Beim Prozess zu den Anschlägen in Norwegen hat ein Zuschauer einen Schuh auf den geständigen Attentäter Anders Behring Breivik geworfen. "Du bist ein Mörder, fahr zur Hölle!", rief ein Mann, dessen 18-jähriger Bruder von Breivik im Juli 2011 auf der Insel Utöya getötet worden war. Der Schuh traf allerdings nicht den Angeklagten, sondern seine Anwältin Vibeke Hein Baera, die zwischen Breivik und dem Publikum saß. Sicherheitsbeamte packten den Mann nach dem Schuhwurf und führten ihn energisch aus dem Gerichtssaal. Dabei schrie der aus dem Irak stammende Schuhwerfer immer wieder auf Englisch "Fahr zur Hölle!". Der Mann erntete für seine Attacke einigen Applaus, manche Prozessbeobachter begannen zu weinen. Auf der Tagesordnung des Prozesses stand die Verlesung der Obduktionsberichte.

Der Wutausbruch sei Ausdruck tiefer Verzweiflung und Trauer gewesen, sagte der Anwalt der Familie des jungen Kurden. Der Schuhwerfer war so aufgewühlt, dass er ärztlich untersucht werden musste. Ob seine Attacke rechtliche Folgen haben wird, stand zunächst nicht fest.

Breivik hatte am 22. Juli 2011 zunächst im Osloer Regierungsviertel mit einer Autobombe acht Menschen getötet, bevor er in einem Jugendlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utöya 69 Menschen umbrachte. Der 33-Jährige ist geständig, plädierte aber auf nicht schuldig. Seinen Angaben zufolge waren die blutigen Anschläge "grausam, aber notwendig", um Norwegen vor einer angeblich drohenden "muslimischen Invasion" zu retten. Das Verfahren begann am 16. April, einen Vorfall wie diesen hat es bisher nicht gegeben.

"Glücklicherweise war es nur ein Schuh"

"Glücklicherweise war es nur ein Schuh", sagte die getroffenen Breivik-Anwältin Hein Baera. Der Prozess wurde nach dem Vorfall einige Minuten unterbrochen. Breivik sagte nach der Wiederaufnahme des Verfahrens: "Wenn jemand etwas auf mich werfen will, dann soll er das tun, während ich rein- oder rausgehe - und nicht auf meine Anwältin."

Im Gerichtssaal wurden am Freitag die letzten zwölf Obduktionsberichte der insgesamt 69 Todesopfer von Utöya verlesen. Gerichtsmedizinerin Sidsel Rogde zeigte anhand einer Puppe die tödlichen Schussverletzungen der Opfer. So sei eine 17-Jährige durch drei Kugeln in Kopf und Brust getötet worden, berichtete sie. Ein 21-Jähriger starb durch einen einzigen Kopfschuss.

Der Schuhwurf - Eine Attacke mit Symbolkraft

Den Schuh zu zeigen oder zu werfen, gilt in der islamischen Welt als Zeichen der Verachtung. Geschichte schrieb im Jahr 2008 der sogenannte Schuhwerfer von Bagdad, der bei einer Pressekonferenz auf den damaligen US-Präsidenten George W. Bush zielte. Seither werden Schuhe zum Zeichen des Protests häufiger auch bei Demonstrationen in der westlichen Welt gezeigt.

(Ag.)

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