JP Morgan kannte Risken

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Topmanager der Investmentbank JP Morgan wussten schon zwei Jahre vor dem gigantischen Handelsverlust von zwei Milliarden Dollar Bescheid.

Wien/Bloomberg/Red. Als die Investmentbank JP Morgan am 10. Mai den gigantischen Handelsverlust von zwei Mrd. Dollar bekannt gab, deutete noch alles auf die Schuld eines kleinen Kreises von Händlern hin. Inzwischen häufen sich jedoch die Anzeichen dafür, dass der Verlust auch hätte verhindert werden können: Topmanager des Instituts sollen schon vor zwei Jahren über die riskanten Positionen Bescheid gewusst haben, berichtet das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Mehreren Direktoren der Handelssparte sei demnach zugesichert worden, dass der verantwortliche Händler in Zukunft in Zaum gehalten werde. Vergangenes Jahr soll es zudem Pläne gegeben haben, die Positionen zu reduzieren. Später sollten die Chefs des „Chief Investment Office“ lernen, dass der Plan nicht befolgt wurde. Dieser Fehler könnte die Bank mit der Zeit bis zu fünf Mrd. Dollar kosten, denn die riskanten Positionen auf dem Markt für Kreditausfallversicherungen sind noch nicht zur Gänze abgebaut.

Der Spekulationsverlust in einer Sparte, die eigentlich die Risken der Bank managen sollte, rief bei vielen Beobachtern Erinnerungen an die Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 hervor. Das Image von Wall-Street-Größe Jamie Dimon, dem Chef von JP Morgan, hat seither tiefe Kratzer bekommen. Noch am 13. April bezeichnete er erste Berichte zu den Verlusten als „Sturm im Wasserglas“. Später räumte er ein, damals „komplett danebengelegen“ zu haben.

Dimon gilt als einer der größten Kritiker härterer Bankenregulierung. Ausgerechnet die Probleme seines Instituts könnten nun dazu beitragen, dass diese härter ausfällt als ursprünglich geplant. Die öffentliche Debatte darüber, ob die Begrenzung des Eigenhandels der Banken ausreicht, hat neue Nahrung erhalten.

Bankchef Dimon am Pranger

Am Mittwoch soll Dimon vor dem US-Kongress erscheinen, um den Politikern zu erklären, was genau in seinem Haus schiefgelaufen ist. Bei seinen Kollegen an der Wall Street ruft dieser Canossagang Kopfschütteln hervor: „JP Morgan öffentlich an den Pranger zu stellen, hat keinen Zweck“, findet Stephen A. Schwarzman von der Beteiligungsgesellschaft Blackstone Group.

Für JP Morgan bedeutet der Verlust weniger ein finanzielles, als ein PR-Problem. Analysten erwarten für das laufende Quartal trotz allem einen Gewinn von 3,7 Mrd. Dollar. Mehrere von ihnen haben die Kaufempfehlung für die Aktie des Instituts zuletzt bestätigt, obwohl diese seit dem Verlust fast 20 Prozent verloren hat.

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