Der höfliche Klassenkämpfer

BAHN-KV: HEBENSTREIT
BAHN-KV: HEBENSTREITAPA/ROLAND SCHLAGER
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Der Streik bei der Bahn wurde vergangenes Wochenende abgewendet. Gewerkschafter Roman Hebenstreit hat ruhig und besonnen Regie geführt. Er gilt als Antityp eines Gewerkschafters. Und als nächster ÖGB-Chef.

Das war also der „heiße Herbst“: Im November gab es Warnstreiks in der Metalltechnischen Industrie, wenige Wochen später folgten die Eisenbahner. Die Gewerkschafter haben also gehalten, was sie angekündigt haben. Und trotzdem – zwischen den beiden herbstlichen Aufregern liegen Welten: Die Warnstreiks der Metaller zogen sich über drei Tage lang hin, jene der Eisenbahner dauerten bloß zwei Stunden. Und die Rhetorik? Auch da ein Unterschied wie Tag und Nacht: Bei den Metallern zeigte Gewerkschafter Rainer Wimmer, dass sein Repertoire an deftigen Formulierungen wirklich bemerkenswert ist. Permanente Streikdrohungen gab es natürlich auch. Bei den Eisenbahnern ging es da vergleichsweise höflich-gesittet zu. Streikdrohung? „So weit sind wir noch nicht“, sagte Gewerkschafter Roman Hebenstreit gebetsmühlenartig. Der Streik wurde denn auch vergangenes Wochenende abgewendet. Es gab keinen großen Eklat, keine gegenseitigen Beleidigungen. Roman Hebenstreit – ein neuer Typus von Gewerkschafter?

Durchaus, meinen viele. Als etwa Wolfgang Katzian Mitte des Jahres zum ÖGB-Präsidenten gekürt wurde, beschrieben ihn die Medien als polternd, hemdsärmelig, deftig in der Ausdrucksweise. Kurz: Der Gewerkschafter lässt kein Klischee aus. Und Roman Hebenstreit? Auf ihn trifft keines dieser Attribute zu. Er ist eher ruhig, eloquent und – apropos Klischees – eher slimfit denn hemdsärmelig. Der Antityp eines Gewerkschafters. Der 47-Jährige gilt jedenfalls als Vertreter der neuen Generation von Gewerkschaftern. Wie übrigens Barbara Teiber auch – sie ist mittlerweile Katzians Nachfolgerin als Chefin der Gewerkschaft der Privatangestellten.

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