Warum Rohstoffproduzenten weiterhin eine gute Wahl sind

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Und Amazon plötzlich die Anleger begeistert.

So gut es in den Wochen davor gelaufen war, die letzten fünf Tage waren eher ernüchternd: Die meisten für heimische Anleger relevanten Indizes mussten in der abgelaufenen Woche Federn lassen. Besonders kräftig erwischte es amerikanische Technologiewerte, daran konnte auch der Freudensprung der Amazon-Aktie nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen am späten Donnerstag nichts ändern. Am Freitag sackte dann auch noch der deutsche DAX recht ordentlich ab.

Nach einem größeren Absturz sieht es insgesamt zwar nicht aus, aber die Kurse haben offenbar doch ein Niveau erreicht, das zu Gewinnmitnahmen animiert. Daran dürfte sich kurzfristig wenig ändern, zumal ja auch noch eine Menge Anleger an alte Börsenregeln wie „sell in may“ glauben.

Das gilt natürlich nur für den breiten Markt, nicht aber für einzelne Segmente oder Aktien. Donnerstagabend beispielsweise hat so ein lukrativer Einzelwert auf sich aufmerksam gemacht: Die Aktie des Internethändlers Amazon (ISIN US0231351067) hat nach der Veröffentlichung eines Quartalsergebnisses, das selbst die kühnsten Erwartungen der Analysten übertraf, nachbörslich einen gut 13-prozentigen Sprung hingelegt.

Dabei hatte gerade die Amazon-Aktie wegen ihrer nach traditionellen Kriterien bereits recht luftigen Bewertung zuletzt den Ruf eines „Blasenpapiers“ gehabt. Freilich: Die positiven Überraschungen lieferte Amazon nicht in seinem traditionellen Geschäft, sondern vor allem in zukunftsträchtigen Bereichen wie Cloud Computing. Das hat viele Analysten offenbar zur Ansicht gebracht, dass sehr viel Zukunftspotenzial im Unternehmen stecke, was hohe Bewertungen wieder relativiert.

Jedenfalls haben die Analysten außerordentlich positiv reagiert. In letzter Zeit haben nicht weniger als 19 Analysehäuser ihre Kursziele für Amazon hinaufgesetzt. Den Vogel schießt bei diesem Bewertungswettlauf J. P. Morgan ab: Die Amerikaner trauen dem Papier mittelfristig 915 Dollar zu. Vom Amazon-Kurs zum Zeitpunkt der Analyse wäre das ein Anstieg um ein Drittel. Einen Teil davon hat die Aktie mit dem Preissprung am Freitag aber schon kompensiert. Von knapp 670 auf 915 Dollar besteht aber immer noch eine Differenz, die Amazon als lukrativ erscheinen lassen könnte.

Die eigentliche Musik spielt derzeit aber nicht im insgesamt eher flauen Tech-Bereich, sondern bei den Rohstoffen, wo kräftige Steigerungen beim Gold- und Ölpreis für ausgelassene Anlegerstimmung sorgen. Wobei derzeit Investments in Aktien eindeutig besser sind als solche in den eigentlichen Rohstoff, denn die einschlägigen Unternehmen reagieren deutlich stärker als die Rohstoffpreise selbst. Was kein Wunder ist: Sie waren während der Rohstoffbaisse ja auch viel stärker – zum Teil um 90 Prozent und mehr − abgestürzt, haben also einiges aufzuholen.

In diesem Zusammenhang dürfen wir hier an zwei alte Bekannte erinnern: den Rohstoffkonzern Freeport McMoran (ISIN US35671D8570) und den Goldschürfer Barrick Gold(ISIN CA0679011084), die wir Anlegern an dieser Stelle am 6. März wärmstens ans Herz gelegt haben. Beide Aktien sind in den sieben Wochen seither um je 40 Prozent gestiegen, was in dieser zinsenlosen Zeit keine schlechte Performance ist. Und beide sind noch lange nicht am Ende der Fahnenstange. Zumindest so lange nicht, solange die Rohstoffpreise steigen.

Im Prinzip ist Freeport McMoran breiter aufgestellt: Die Amerikaner sind im Gold-, Kupfer- und Ölbusiness unterwegs, also in drei Bereichen, die derzeit besonders deutlich zulegen. Allerdings reagiert Freeport deutlich volatiler als Barrick, das derzeit von dem besonders kräftig anziehenden Goldpreis nach oben getragen wird. Jedenfalls haben beide genug Potenzial, um sie auch auf diesem Niveau noch in die Einstiegsüberlegungen einzubeziehen.

Eine Korrektur haben wir auch anzubringen: Die Dividendenrendite des in der Vorwoche besprochenen schwedischen Biotech-Small-Caps Vitrolife(ISIN SE0000816043) liegt nicht bei vier Prozent, sondern deutlich unter einem. Ein Trost: Der Kurs der Aktie steigt so schnell (allein in den vergangenen vier Wochen um mehr als 20 Prozent, auf Jahressicht um 135 Prozent), dass Aussagen über die Dividendenrendite ohnehin sehr kurzlebig sind. Wer sich Vitrolife ins Depot legt, tut dies mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht wegen der Dividende.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.05.2016)

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