Nvidia punktet mit Chips für selbstfahrende Autos

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SINGAPORE-TRANSPORT-VEHICLE-TECHNOLOGY-SCIENCEAPA/AFP/ROSLAN RAHMAN
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Warum die Rallye nicht recht zum wirtschaftlichen Umfeld passt und wie Nvidia mit Chips für selbstfahrende Autos punktet.

Die nach dem Trump-Triumph in den USA in die Gänge gekommene Vorweihnachtsrallye an den wichtigsten Börsen war auch in dieser Woche nicht zu stoppen. Wenngleich sich gegen das Wochenende hin erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar machten. Es sieht danach aus, als leiteten kurzfristige Gewinnmitnahmen noch vor Weihnachten eine kleine Konsolidierung ein, die aber nicht sehr heftig ausfallen dürfte.

Generell gilt aber, dass wir uns jetzt schon in sehr lichten Höhen bewegen und die Börsenperformance irgendwie nicht zu den übrigen Entwicklungen passt. Weltpolitisch sind die Unsicherheiten ja eher gestiegen als gesunken. Ein Szenario, das Börsianern normalerweise so gar nicht schmeckt. Zumal die Volatilität an den Märkten auch wieder zugenommen hat, was normalerweise viele Aktienbesitzer an die Mitnahme von Gewinnen denken lässt. Aber was ist heutzutage schon normal.

Die weltwirtschaftlichen Aussichten sind auch nicht so, dass sich daraus sehr bullische Szenarien ableiten ließen. Auch wenn in den USA ein kleiner Aufschwung in Gang gekommen ist, den der Brachial-Keynesianer Trump (zumindest klingen seine ersten Ankündigungen so) mit forciertem Deficit Spending noch weiter ankurbeln könnte: Nachhaltig sieht das alles nicht aus.

Zumal das ja sehr schnell in eine gefährliche Falle führen könnte: Lässt der Trump-Effekt die Inflation zu stark steigen, dann müsste die Fed mit den Zinsen rascher als erwartet hochfahren. Beim absehbarem Schuldenstand der USA ein gefährliches Unterfangen. Analysten haben ausgerechnet, dass die USA ihr gesamtes Bundesbudget für Zinszahlungen aufwenden müssten, falls sich das Zinsniveau auf die in den Achtziger- und Neunzigerjahren erlebten Werte normalisiert. Dass das funktioniert, kann man wohl ausschließen.

Die Lage ist also äußerst fragil, aber wir bleiben hier vorerst bei unserer Ansicht, dass man auf den Märkten ruhig weitertanzen kann, so lange die Musik spielt. Aber immer in der Nähe des Notausgangs. Denn das in früheren Jahrzehnten so beliebte Aussitzen von größeren Rückschlägen funktioniert auf diesem Niveau wohl nicht mehr.

Stark profitiert haben zuletzt die Bankwerte. Kein Wunder: Die Aussicht auf die kommende US-Schuldenorgie belebt die Geschäftsaussichten, und die Zinsenwende der Fed wird für bessere Margen sorgen.

Daraus geht schon hervor, dass man sich vor allem amerikanische Banken ansehen sollte. Diese sind seit der Trump-Wahl zwar schon um gut ein Viertel gestiegen, haben aber noch beträchtliches Potenzial. Besonders gut sehen derzeit JPMorgan (ISIN US46625H1005) und Bank of America (ISIN US0605051046) aus. Sie sind auf Dreimonatsbasis zwar schon um 30 beziehungsweise 47 Prozent hochgeklettert. Aber da geht noch mehr. Es gibt Analysten, die meinen, die beiden Institute könnten die Performance der letzten drei Monate noch einmal verdoppeln. Vergleichsweise günstig bewertet sind sie ja.

Gegen die Performance der Deutschen Bank (ISIN DE0005140008) in den vergangenen Monaten sehen die US-Kollegen zwar ärmlich aus, aber Anleger, die den raketenhaften Aufstieg von 10,5 auf 18,5 Euro seit September verpasst haben, sollten diese Aktie zur Zeit eher abhaken. Mit 18,50 ist das Papier zwar noch lange nicht fair bewertet, aber die Unabwägbarkeiten beispielsweise im Strafenstreit mit den USA sind noch zu groß, und der steile Anstieg schreit nach Korrektur. Im Auge behalten sollte man die Aktie aber auf jeden Fall. Vor allem für den Moment, in dem sich eine Einigung über die US-Strafe abzeichnet.

Einen weiteren DAX-Wert mit Problemen in den USA sollte man ebenfalls auf die Beobachtungsliste setzen. VW-Vorzüge (ISIN DE0007664039) haben neulich den von Dieselgate verursachten Abwärtstrend gebrochen und könnten die positive Überraschung des Jahres 2017 liefern.

In den USA ist die Aktie des Chipherstellers Nvidia (ISIN US67066G1040) nicht zu bremsen. Auch sie ist in letzter Zeit sehr stark hochgeschossen, die Analysten sind aber gerade dabei, ihre Kursziele anzupassen. Die jüngsten davon liegen nun um gut 25 Prozent über dem jetzt schon hohen Kurs. Nvidia ist besonders im Bereich der fahrerlosen Autos stark positioniert. Ein Bereich, der als zukunftsträchtig gilt und zurzeit (obwohl noch im Versuchsstadium) für hohe Wachstumsraten sorgt.

josef.urschitz@diepresse.com

diepresse.com/money

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2016)

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