Kampfzinsen: Isländische Bank startet in Österreich

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Zinsen Geld EuroAP (Udo Weitz)
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Die Direktbank "Kaupthing Bank" ist eines der führenden Finanzinstitute Nordeuropas. In Deutschland zahlt das Institut 5,65 Prozent Zinsen für täglich fälliges Geld.

Wien. Am 4. September kommt die isländische Kaupthing Bank, eines der führenden Finanzinstitute Nordeuropas, mit ihrer Direktbank nach Österreich. Zwar werden die Konditionen erst zum Start bekannt gegeben, doch der Markteintritt der Isländer dürfte die heimische Bankenlandschaft gravierend verändern. Denn Kaupthing ist bekannt bei Sparzinsen zu den Top-Anbietern zu gehören. In Deutschland zahlen die Isländer derzeit für täglich fällige Tagesgeldkonten Zinsen von 5,65 Prozent. Die Kontoführung ist kostenlos. Zum Vergleich: Der beste Anbieter in Österreich, die livebank.at (eine Volksbanken-Tochter), bietet 4,55 Prozent. Bei der ING DiBa gibt es 4,5 Prozent.

In Deutschland waren die Banken nach dem Eintritt von Kaupthing gezwungen, mit den Konditionen nachzuziehen. Kunden von Internet-Banken sind flexibel. Der Wechsel zu einem anderen Anbieter ist keine Hexerei. Schätzungen zufolge nutzen schon 800.000 Österreicher den Service einer Direktbank. Auch wenn die Geschäfte übers Internet abgewickelt werden, ist Kaupthing in Wien mit einer Zweig-Niederlassung präsent. Österreich-Direktor ist Josef Leckel, der in Wien schon für ausländische Banken gearbeitet hat.

Isländische Einlagensicherung

Die Expansion von isländischen Banken ist bemerkenswert: Kein anderes Land in Europa ist so schlimm von der Finanzkrise betroffen wie die Inselrepublik mit 310.000 Einwohnern. Denn Hedgefonds starteten eine Spekulationsattacke auf die isländische Krone. Die Nationalbank in Reykjavik hob den Leitzins auf 15,5 Prozent an, um die Währung zu stützen. Die isländischen Banken waren bislang vorwiegend auf Firmenkunden spezialisiert. Sie haben die stark kreditgetriebene Investitionswelle isländischer Firmen in Nordeuropa unterstützt, was angesichts der hohen Zinsen nicht gerade billig ist. Zum Liquiditätsausgleich bauen die Institute nun das Geschäft mit Sparkunden auf. Sie müssen dabei primär im Ausland wachsen, da es in Island nicht so viele Einwohner gibt.

Wie sicher ist eine isländische Bank? Die Nationalbank in Reykjavik betont, dass alle Institute gesund sind. Kaupthing erwirtschafte im ersten Halbjahr 2008 einen Gewinn von 313 Mio. Euro. Laut dem Bankchef sei es gelungen, die Eigenkapitaldecke „gegen den Aufruhr in der isländischen Volkswirtschaft zu schützen“.

Die Auslandsniederlassungen sind im Regelfall dem isländischen Einlagensicherungsfonds angeschlossen. Damit sind die Einlagen jedes Kunden bis zu 20.887 Euro geschützt. Das ist etwas besser als in Österreich, wo der gesetzliche Einlagenschutz bei 20.000 Euro liegt.

Auf einen Blick

Die isländische Kaupthing Bank gehört in Europa bei Sparzinsen zu den Top-Anbietern. In Deutschland zahlt sie 5,65 Prozent. Am 4. September kommt das Institut nach Österreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2008)

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