Das Rennen um neue Domain-Namen

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Immer mehr neue Möglichkeiten für Domain-Namen tun sich auf – nicht unbedingt zur Freude von Markeninhabern. Es gibt aber einige Möglichkeiten, die eigene Marke zu schützen.

Wien. Die neuen generischen Top-Level-Domains scheinen gut anzukommen: Es gibt bereits rund 1,5 Millionen Domain-Namen, die auf eine der zahlreichen neuen Endungen für Web-Adressen zurückgreifen. Für Markeninhaber ist das nicht nur ein Grund zur Freude: „Domain-Grabbing wird dadurch leichter“, sagt Rechtsanwalt Michael Woller, IT-und Markenrechtsexperte bei Schönherr. Das heißt, es gibt auch immer mehr Möglichkeiten, sich Domain-Namen zu sichern, die den Wortlaut einer fremden Marke enthalten.

Die Gründe, so etwas zu tun, können unterschiedlich sein: Trittbrettfahrertum, Behinderungstaktik (man sichert sich einen Domain-Namen, damit ihn der Markeninhaber nicht mehr nützen kann), ein schlaues „Geschäftsmodell“ (man versucht, dem Markeninhaber den Domain-Namen für teures Geld zu verkaufen), aber auch Verunglimpfung, zum Beispiel durch die Endung .sucks. Oft geschieht es aber auch rein zufällig, dass jemand einen Domain-Namen beantragt, der sich mit einer fremden Marke deckt.

Fast alles ist möglich

Bei den neuen Domains geht es um jene Buchstabenkombinationen, die hinter dem letzten Punkt in der Web-Adresse stehen. Lange Zeit gab es hier praktisch nur die Länderkürzel, wie .at für Österreich oder .de für Deutschland, und einige wenige generische Domains, etwa .com (commercial). Diese Einschränkung gibt es nicht mehr: „Möglich ist jetzt praktisch jeder beliebige Begriff“, sagt Woller. 1930 neue Top-Level-Domains wurden bei der zuständigen Organisation ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) beantragt, 328 bis jetzt genehmigt. Auf der Liste der neuen Endungen finden sich Ortsangaben wie .wien, aber auch diverse Begriffe wie .guru und .ninja, .bike oder .clothing. Und es werden laufend mehr.

Dabei entfallen 307 der 1930 derzeit vorliegenden Anträge auf ein einziges Unternehmen, die Donut Inc. Diese will mit einem besonderen Dienst für Markeninhaber punkten: Man kann dort seine Marke blockieren lassen, dann bekommt niemand anderer einen Domain-Namen mit dem entsprechenden Wortlaut. Kostenpunkt: 3000 US-Dollar (2227 Euro).

Gegen Domain-Grabbing können Markeninhaber natürlich auch rechtlich vorgehen – oder eventuell versuchen, sich durch „defensive“ Registrierung von Domains, die sie eigentlich gar nicht brauchen, zu schützen. Das kommt aber teuer, allein schon die Überwachung ist angesichts der wachsenden Zahl der neuen Endungen mühsam. So gesehen könnte das Angebot von Donut Inc. durchaus so manchen locken – auch wenn es naturgemäß nur für jene Domains gilt, die dieses Unternehmen künftig verwaltet.

Eine andere Möglichkeit: Man meldet seine Marke dem Trademark Clearinghouse (TMCH). Dieses verifiziert sie und nimmt sie in ein weltweites Register auf. Auch das kostet Geld: 725 US-Dollar (rund 538 Euro) für fünf Jahre.

Dafür wird der Markeninhaber informiert, wenn jemand einen Domain-Namen mit der betreffenden Marke beantragt, und auch der Antragsteller erhält automatisch eine Warnung, dass der von ihm gewünschte Name mit einer fremden Marke identisch ist.

Nur exakter Wortlaut geschützt

Letzteres sei in der Praxis sehr wirksam, sagt Woller: „Über 90 Prozent der Antragsteller, die diese Warnung bekommen, brechen daraufhin den Registrierungsvorgang ab.“ Nur wenn der Antragsteller den Vorgang fortsetzt, wird die Information an den Markeninhaber abgesetzt. Dieser kann dann gegen den Trittbrettfahrer vorgehen, wofür es ein Schlichtungsverfahren gibt.

Ein weiterer Vorteil für den Markeninhaber ist, dass er an Sunrise-Perioden für neue Top-Level-Domains teilnehmen kann. Während dieses Zeitfensters hat er quasi ein Vorrecht auf den Domain-Namen mit seiner Marke. „Solche Sunrise-Perioden starten jetzt laufend“, sagt Woller. Auch die Donuts Inc. orientiert sich übrigens am TMCH: Sie blockiert nur Marken, die dort registriert sind.

Geschützt ist aber immer nur der exakte Wortlaut, so wie er dem Clearinghouse gemeldet wurde. Das geht so weit, dass im Markennamen enthaltene Umlaute in den Domain-Namen übernommen werden müssen – auch wenn das international unüblich ist. Laut Woller überdenken manche Unternehmen deshalb jetzt sogar ihre Markenstrategie und lassen sich weitere Marken mit einer anderen Schreibweise registrieren.

Für die Domain .wien begann übrigens am 15. Juli die Phase der offenen Registrierung. Das heißt, jeder Interessent kann sich bei der Registry (www.domainregistry.de/Wien-domains.html) um einen Domain-Namen mit dieser Endung bewerben. Vergeben werden die Domains nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2014)

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