Börsenrückzug: BWT-Aktionäre bekämpfen Delisting

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Anleger kritisieren die Konstruktion einer Verschmelzung der BWT in eine neue Gesellschaft, weil sie das rechtlich nicht zulässige Delisting umgehe.

Wien. Der von BWT-Mehrheitseigentümer und Unternehmenschef Andreas Weißenbacher geplante Rückzug des oberösterreichischen Wasseraufbereiters von der Wiener Börse stößt auf Widerstand. Ein Aktionär – dessen Meinung etliche andere teilen dürften – ist der Meinung, dass die von Weißenbacher gewählte Konstruktion „allein dem Zweck dient, den rechtlich nicht zulässigen Abgang von der Börse gegen den Willen der übrigen Aktionäre durchzusetzen“. So steht es in einem der „Presse“ exklusiv vorliegenden Brief von Rechtsanwalt Georg Vetter. Er hat im Auftrag des Aktionärs die Finanzmarktaufsicht (FMA) mit der Prüfung des Sachverhalts und allenfalls um „Untersagung der geplanten Maßnahme“ ersucht.

Der Stein des Anstoßes: Weißenbacher hatte über seine Aqua Invest (inzwischen Fiba) im September ein freiwilliges Übernahmeangebot für sämtliche BWT-Aktien veröffentlicht. Der Angebotspreis betrug 17 Euro je Aktie. Es zielte auf 3,6 Millionen Aktien (20,26 Prozent) ab. Es wurden ihm aber nur 6,06 Prozent angedient, womit er auf 79,78 Prozent kam. Das ist zu wenig, um einen Gesellschafterausschluss (Squeeze-out) zu machen. Dafür sind zumindest 90 Prozent notwendig.

Kein Squeeze-out möglich

Die aktuelle Rechtslage sieht ein Delisting nur über einen Squeeze-out vor. Oder über eine diskussionswürdige „Hilfskonstruktion“, wie Wilhelm Rasinger, Präsident des Interessenverbandes für Anleger, meint. Genau diesen Weg will Weißenbacher gehen. Laut dem Antrag zur Hauptversammlung am 25. August plant er, die BWT AG „durch Übertragung ihres Vermögens als Ganzes auf eine noch zu gründende Aktiengesellschaft als übernehmende Gesellschaft“ in diese zu verschmelzen. Für den von Vetter vertretenen Aktionär stellt dieser „Umweg“ einen schweren Schaden für den heimischen Kapitalmarkt dar.

Weißenbacher argumentiert das Delisting damit, dass die Börse in den letzten Jahren weder zur Finanzierung der weiteren Expansion genutzt worden sei, noch sei dies kurz- oder mittelfristig geplant. Langfristig solle die Expansion aus eigenen Mitteln erfolgen. Zudem notierten die Aktien seit 2006 nicht mehr im ATX und seit 2013 nicht mehr im Prime Market, sondern im Standard Market Auction. Der Kurs lag am Mittwoch bei 19 Euro.

Rasinger spricht von der Auseinandersetzung einer „Aktionärsgruppe, die auf einen Squeeze-out spekuliert, auf der einen Seite, und einem Mehrheitseigentümer, der allein regieren möchte“, auf der anderen Seite. Auf jeden Fall müsse es nach der Hauptversammlung einen Antrag auf Überprüfung geben, ob alles „fair und angemessen“ gelaufen sei, so Rasinger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2015)

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