Gesellschaft ist nicht gleich Gesellschaft

Was steckt hinter ltd, SARL und s.r.l.?

Wien. Viele Österreicher kaufen über das Internet bei ausländischen Unternehmen ein, weil der Einkauf oft günstiger und die Auswahl größer ist. Der Geschäftskontakt läuft meist über das Internet ab. „Wichtig ist zu prüfen, ob das Online-Unternehmen auch tatsächlich existiert, ob es seriös ist und welches Recht bei eventuellen Problemen zur Anwendung kommt“, sagt Michael Umfahrer, Präsident der Österreichischen Notariatskammer. Neben den Kundenbewertungen seien die Gesellschaftsform und der Unternehmenssitz aufschlussreich.

In Österreich sowie in anderen zwölf EU-Ländern müssen Gründer ihre Identität vor einem Notar persönlich nachweisen, bevor das Unternehmen online im Firmenbuch registriert wird. Anders ist das in Großbritannien, Malta, Polen und Bulgarien, hier können sich die Unternehmen selbst registrieren. Eine Identitätsprüfung findet – wenn überhaupt – erst im Nachhinein vor Gericht statt.

Von SUP nicht begeistert

Das Kürzel ltd weist auf eine „limited company“ mit Sitz in England hin. Eine GmbH gibt es auch in Deutschland und der Schweiz. In Frankreich entspricht ihr die SARL, die Société à responsabilité limitée, und in Italien eine s.r.l., eine Società a responsabilitá limitata. Der größte Unterschied liegt in der Besicherung der Gesellschaft. Bei uns muss ein Mindeststammkapital eingebracht werden, britische Limiteds können jedoch ohne Stammeinlage gegründet werden. Mit Folgen: „Während das Stammkapital eine gewisse Seriositätsschwelle bietet, muss man sich im angelsächsischen Raum auf den Klagsweg verlassen“, so Umfahrer.

Der von der EU-Kommission propagierten Societas Unius Personae, kurz SUP, können die Notare wenig abgewinnen. „Sollte sie Realität werden, könnten Gründungen von Gesellschaften mit nur einem Gesellschafter in Zukunft mit keinem Startkapital gegründet werden.“ Eine Herabsetzung der Sicherheitsstandards könne man nicht begrüßen, so der Notar. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2015)

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