Männer sind eben so. Aber Frauen auch

Pedestrians pass by a Deutsche Bank logo seen near the Deutsche Bank headquarters in Frankfurt
Pedestrians pass by a Deutsche Bank logo seen near the Deutsche Bank headquarters in FrankfurtREUTERS
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Elf Kolleginnen beschuldigten den Risikomanager Konrad Joy, er habe sie sexuell belästigt. Der gefeuerter Banker wehrte sich - und bekam Recht. Urteil: Er wurde diskriminiert.

Die Deutsche Bank hat dank ihrer multiplen Skandale juristisch ganz schön viel am Hals. Damit hätte man aber nicht gerechnet: dass sie einen Mitarbeiter diskriminiert, weil er ein Mann ist. Zu diesem Schluss kam ein Londoner Arbeitsgericht. Die Causa: Elf Kolleginnen beschuldigten den Risikomanager Konrad Joy (sorry, so heißt er wirklich), er habe sie sexuell belästigt.

Nicht durch Taten, aber durch anzügliche Worte. Er kommentierte Brüste, diskutierte über Pornos und lud zum flotten Dreier. Die Disziplinarkommission der Bank nahm die Vorwürfe für bare Münze und feuerte den langjährigen Mitarbeiter. Der 44-Jährige zog vor Gericht und bekam recht.

Einige Anschuldigungen waren einfach erlogen und wohl eine Form von Mobbing. Im Kern ist das Urteil aber viel interessanter begründet. Dem Richter fiel nämlich auf, dass die Zeuginnen vor Gericht sich der gleichen unzüchtigen Ausdrucksweise bedienten, die sie ihrem Ex-Chef vorwarfen. Genau damit hatte sich Joy verteidigt: dass in seiner Bank derbe Zoten, liederliche Scherze und sexuelle Kraftausdrücke gang und gäbe seien, auch und gerade unter den Frauen. Damit lag für das Gericht ein Fall von Diskriminierung vor: „Die Schlussfolgerungen über das Verhalten des Klägers beruhen auf klischeehaften Annahmen darüber, wie ein Mann sich verhält.“ Das Urteil aus dem vorigen Dezember wurde erst jetzt publik.

Die Bank hat sich mittlerweile mit ihrem Diskriminierungsopfer verglichen. Die Höhe des Schadenersatzes bleibt geheim. Gefordert hatte Joy sein Jahresgehalt von über einer Mio. Pfund, hochgerechnet bis zur Pensionierung. Macht 20 Millionen. Also: fucking much.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2015)


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