USA: Skandal um "rosa Schleim" im Faschierten

Produktion von Faschiertem
Produktion von Faschiertem Reuters
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Ein US-Fleischfabrikant fühlt sich durch den Bericht eines Nachrichtensenders fast in den Ruin getrieben: Es ging um "pink slime" - ein Synonym für Separatorenfleisch. Eine Milliarden-Schadenersatzforderung steht im Raum.

Ein amerikanischer Fleischfabrikant, Beef Products Inc. (BPI), hat den US-Nachrichtensender ABC News verklagt. Der Grund: despektierliche Äußerungen des Senders über ein Erfolgsprodukt des Konzerns.

Konkret geht es um eine rosafarbene Masse, bei der es sich aus der Sicht von BPI um besonders feinstrukturiertes, fettarmes und preiswertes Rindsfaschiertes handelt. In einem Beitrag des Senders war indes von „rosa Schleim“ („pink slime“) die Rede. Und von zweifelhaften Produktionsmethoden - ein Shitstorm im Internet folgte. BPI will nun von dem Sender 1,9 Milliarden Euro Schadenersatz.

„Pink slime“ kam in den USA schon vor Jahren in Verruf. „Schuld“ war damals der britische Fernsehkoch Jamie Oliver: Er hatte in seiner Show demonstriert, wie sich die rosa Paste herstellen lässt, die die US-Fleischindustrie in großem Stil Fleischwaren beimengt, etwa dem Faschierten für Burger. Er verwendete dazu einen Wäschetrockner und Hausputzmittel, das Publikum war entsetzt.  

Diskussion seit 2002

Es ging dabei um Separatorenfleisch - maschinell vom Knochen getrennte und mit Ammoniak desinfizierte Fleischbestandteile, auf die auch die Hunde- und Katzenfutterindustrie zurückgreift. In Europa darf dieses Produkt nicht unter dem Titel „Muskelfleisch“ verkauft werden. Besonders in die Kritik gekommen ist es seit dem BSE-Skandal.  

Erfunden hat aber auch Jamie Oliver den Begriff nicht. Wie die „Süddeutsche“ berichtet, geht er angeblich auf einen Mikrobiologen der Landwirtschaftsbehörde USDA zurück, der die Paste bereits im Jahr 2002 „pink slime“ genannt und in einem E-Mail geschrieben haben soll: "Ich halte das Zeug nicht für Rindsfaschiertes und ich halte es für eine betrügerische Etikettierung, wenn es erlaubt ist, es so zu nennen." Medien zitieren das seither immer wieder, die New York Times gewann mit einer Recherche zum Thema Lebensmittelsicherheit sogar den Pulitzer-Preis.

Bis sechs Milliarden Dollar

Ebenso lange verteidigt freilich die US-Fleischindustrie ihr besonders "feines, kalorienarmes" Rinderhack als unbedenklich. Zeitweise sollen bis zu 70 Prozent des in den USA verkauften Faschierten damit gestreckt worden sein. BPI war drei Jahrzehnte lang gut im Geschäft mit dem Produkt - und sieht sich nun durch den ABC-Bericht fast in den Ruin getrieben. Die Konzernanwälte werfen dem Sender schlampige Recherche vor.

Die derzeit geforderten 1,9 Milliarden Dollar Schadenersatz könnten sich sogar noch bis auf fast sechs Milliarden erhöhen, sollte ein Spezialgesetze gegen „Verunglimpfung“ der Landwirtschaft zum Tragen kommen. Der Fernsehsender weist die Vorwürfe zurück und sieht seinerseits die Pressefreiheit in Gefahr. Nun trifft man sich in South Dakota vor Gericht.

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