Sollen wir alle Unternehmer werden?

Marin Goleminov
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Warum auf den Herbst warten, bis die Baufirma zum Ausmalen nach Hause kommt, wenn man selbst Kurzzeit-Arbeitgeber für Handwerker ohne Job sein kann? Das Konzept hat Charme, aber noch mehr Tücken.

„Zuerst hab ich gedacht, es ist ein Schmäh, als mich das AMS anruft und fragt, ob ich für drei Tage Arbeit will“, erzählt Robert H., gelernter Maler aus dem nördlichen Burgenland. Als der damals Arbeitslose eine Stunde später mit Helmut F. telefoniert, ist ihm rasch klar: Dieses Angebot gibt es wirklich. „Ich habe jemanden gesucht, der mein Haus ausmalt“, schildert „Kurzzeit-Chef“ F.  Alle angefragten Firmen waren bis in den Herbst ausgebucht und ein illegaler Pfuscher für ihn keine Option – also wandte sich der Mann auf gut Glück an das AMS Burgenland. Ob es denn einen Maler beim AMS gebe, den er nur kurzfristig anstellen könnte, erkundigte er sich. Eine Stunde später war der Maler vermittelt, drei Tage später war das Haus ausgemalt – und Helmut F. „schwer begeistert“. Ein Einzelfall? Oder taugt das Modell auch als Vorbild für andere?

Wirklich teuer ist es, zumindest in diesem Fall, nicht gewesen. Ein paar hundert Euro habe er – streng nach dem Kollektivvertrag für Hausangestellte – überwiesen. Da die Geringfügigkeitsgrenze von 425,70 Euro im Monat nicht überschritten wurde, verlor der Handwerker nicht einmal sein Arbeitslosengeld. Eine Win-Win-Situation für alle also? Nur die Anmeldung bei der Krankenkasse und die Berechnungen, wie viel Geld er nun tatsächlich überweisen muss, seien unnötig kompliziert gewesen, erinnert sich F. Würde das AMS in diese Kurzzeit-Vermittlungen aktiv bewerben und mit Beratungsleistungen ergänzen, könnte das Modell in seinen Augen ein probates Mittel sein, um den Pfusch zurückzudrängen und Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen.

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