Telekom-Umbau als Polit-Zankapfel

File picture of the headquarters of Telekom Austria in Vienna
File picture of the headquarters of Telekom Austria in Vienna(c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Die für starke Unruhe sorgenden Pläne der Telekom-Spitze beschäftigen inzwischen auch die Regierung. Sie ringt um eine gemeinsame Linie.

Wien. Umbau – ja oder nein? Und wenn, wie und wann? Die Neuaufstellung der Telekom Austria mit der engeren Anbindung der Tochtergesellschaften an die Holding liegt zwar auf Eis. Das Thema ist aber nicht ganz vom Tisch. Schließlich gab es dazu auch in dem vom Betriebsrat eingeforderten Sonderaufsichtsrat keine verbindlichen Aussagen. Und Daniel Hajj, Chef des mexikanischen Mehrheitseigentümers América Móvil, ließ erst vor wenigen Tagen wissen, dass „noch viel zu tun“ sei bei der Telekom.

Es geht um die Umwandlung der Töchter von AGs in GmbHs, die den Betriebsrat Sturm laufen lässt. Er ortet eine Entmachtung der Österreich-Gesellschaft A1 (der größte Umsatz- und Gewinnbringer) und von deren bisher weisungsfrei agierenden Vorständen. Der Aufsichtsrat ist demnächst wieder am Zug, wenn er am 10. und 11. November zur regulären Klausur in Sofia zusammenkommt.

Aber nicht nur das Kontrollorgan ist gefordert: Die Unruhe über die Zukunft der Telekom beschäftigt auch die Politik. Immerhin ist der Staat über die Öbib mit 28,4 Prozent zweitgrößter Anteilseigner an dem strategisch wichtigen Börsenschwergewicht. Wie „Die Presse“ erfahren hat, ist im November ein Treffen der Regierungspartner SPÖ und ÖVP auf höchster Ebene geplant, bei dem deren (gemeinsame) Linie zur Telekom abgesteckt werden soll. Kein leichtes Unterfangen, da die Meinungen quer durch die Parteien gehen sollen.

„Ein echter Konzern“

Telekom-Boss Alejandro Plater hat mehrfach klar gemacht, wohin die Reise gehen soll: Er will – mit Rückendeckung der Mexikaner und von Aufsichtsratspräsident Wolfgang Ruttenstorfer – die Telekom zu einem „echten Konzern“ formen, um ihn für die Herausforderungen der nächsten Jahre fit zu machen. Die sieht Plater in neuen Geschäftsbereichen wie Inhalte und Services.

Die rechtlichen Aspekte des Umbaus wurden schon abgeklopft. Übrigens von niemand Geringerem als Edith Hlawati, Partnerin in der Sozietät CHSH (Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati) und Aufsichtsratspräsidentin der Post. Die renommierte Juristin kennt die Telekom, sie saß lang in deren Aufsichtsrat. Hlawati hat die Staatsholding auch in diversen Privatisierungsfragen beraten.

Der Geschäftsverlauf der Telekom zeigt in die richtige Richtung: Im dritten Quartal stieg der Nettogewinn um 4,5 Prozent auf 143,2 Mio. Euro, der Umsatz wuchs um 1,4 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Der Konzern profitierte von der Auflösung von Rückstellungen für Urheberrechte in Österreich und von Zukäufen in Slowenien, Kroatien und Bulgarien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.10.2016)

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