Größte Pleite des Jahres in Oberösterreich

apa/dpa
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Rund um Millionenpleite in der oberösterreichischen Baubranche tobt ein Streit mit der Asfinag. Die GLS Bau und Montage GmbH gibt Mehrkosten bei der Praterbrücke die Schuld für die Insolvenz.

Es ist die wohl mit Abstand größte Pleite in Oberösterreich in diesem Jahr. Über das Vermögen der GLS Bau und Montage GmbH aus Perg wurde Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Linz beantragt. Die Sanierung der Wiener Praterbrücke habe das Perger Unternehmen in eine Millionenpleite geführt. Auch das Tochterunternehmen, die RW Montage GmbH, muss sich einem Konkursverfahren stellen. Das berichtet der KSV1870 in einer Aussendung am Dienstag.

Asfinag wehrt sich

Dass sich das Unternehmen auf Mehrkosten bei der Sanierung der Wiener Praterbrücke beruft, passt der Asfinag so gar nicht. Einerseits betonte die Asfinag, dass sie die Sanierung der Praterbrücke korrekt beglichen habe. Andererseits sei die Sanierung der Brücke auf der Südosttangente sowohl zeitlich als auch bei den Kosten im Plan gelegen.

"Für eine ursprünglich mit 175.000 Euro angebotene Teil-Leistung bei der Sanierung hat die GLS, bald nach Beginn der Arbeiten, der Asfinag Mehrkosten in Höhe von 176 Millionen Euro in Aussicht gestellt - also mehr als das Tausendfache", heißt es in einer Aussendung der Asfinag Bau Management GmbH Dienstagabend. "Die GLS hat diese Mehrkosten in mehreren Gesprächsrunden schrittweise auf letztlich 9,5 Millionen Euro reduziert - das ist immer noch rund das Vierzigfache des marktüblichen Preises." Das sei so "nicht nachvollziehbar", so der Geschäftsführer der Asfinang Baumanagement, Gernot Brandtner.

270 Mitarbeiter betroffen

"Die Mehrkostenforderungen wurden umfassend geprüft und haben sich in dieser Höhe als keinesfalls gerechtfertigt erwiesen", so die Asfinag weiter. "Im Fall GLS sind zum Bedauern der Asfinag überdies bereits mehrere Mediationsgespräche gescheitert. Die Gesprächsbereitschaft der Asfinag ist weiterhin vorhanden."

Von der Insolvenz des Traditionsunternehmens GLS Bau und Montage sind 900 Gläubiger sowie 221 Dienstnehmer betroffen - 70 Angestellte, 148 Arbeiter und drei Lehrlinge. 51.100.000 Euro Passiva stehen rund 54.577.000 Euro an Aktiva entgegen. Die Liquidationswerte werden mit rund 26.414.000 Euro angegeben.

Insolvenzursache

Auch bei der RW Montage GmbH geht es um Millionenbeträge. Der KSV1870 spricht von 10.424.000 Euro Passiva und 10.494.000 Euro Aktiva. Die Liquidationswerte liegen hier bei rund 4.064.000 Euro. Das Tochterunternehmen beschäftigt 64 Dienstnehmer. 240 Gläubiger sind von der Insolvenz betroffen.

Die bisher größten Insolvenzen in Oberösterreich 2016

HSS-High Service Solution GmbH, 4030 Linz
12,0 Millionen Euro Schulden, 35 Beschäftigte

INGENIA GmbH, 4030 Linz 9,9 Millionen Euro Schulden, 29 Beschäftigte

Schuster Sport- & Classiccars GmbH, 4871 Zipf
7,8 Millionen Euro Schulden, 0 Beschäftigte

Techno-Electrics Gmbh & Co KG, 4020 Linz
6,6 Millionen Euro Schulden, 50 Beschäftigte

Die wirtschaftliche Entwicklung beider Unternehmen verlief bis zum Jahresabschluss Mitte 2016 positiv, heißt es von Seiten des Unternehmens. Am 04.11.2016 wurde offenkundig, dass eine Großbaustelle in Wien erhebliche Verluste bringen wird, die das Eigenkapital der Gesellschaften aufzehrte und die Unternehmen in die Verlustzone brachte. Dem Vernehmen nach soll es sich bei dieser Baustelle um die Generalerneuerung der Praterbrücke auf der A23 Südosttangente Wien handeln.

Die Wurzeln des Perger Traditionsunternehmen reichen bis ins Jahr 1997 zurück. Am Firmenstandort in Perg befindet sich die kaufmännische und technische Verwaltung. Im Wirtschaftpark Ennsdorf befindet sich die Werkstätte sowie zusammen mit dem Tochterunternehmen RW Montage GmbH eine Stahlbau-Fertigungshalle und Lagerfläche.

(akh)

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