Vossloh geht für Umsatzziel auf Shoppingtour

Der scheidende Vossloh-Chef Hans Martin Schabert sieht den Bahntechnikkonzern nach den Aufräumarbeiten der vergangenen Monate wieder in der Spur.

"Nach zwei Jahren der Restrukturierung und Refinanzierung sind wir nun wieder auf Wachstumskurs", sagte Vossloh-Chef Hans Martin Schabert in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir wollen das Unternehmen jetzt weiter entwickeln." Ziel sei mittelfristig die Zwei-Milliarden-Umsatzschwelle. "Das wollen wir insbesondere durch Zukäufe aber auch durch organisches Wachstum erreichen."

Einen großen Fisch will das Management aber nicht an Land ziehen. "Wir nehmen zunächst kleinere bis mittlere Akquisitionen ins Visier. Für größere Zukäufe haben wir noch keine Kraft", sagte Finanzvorstand Oliver Schuster. Der Manager machte nach zwei dividendenlosen Jahren wenig Hoffnung auf eine rasche Ausschüttung. "Vossloh ist ein Dividendenwert und wir werden mittelfristig auch wieder eine Dividende zahlen." Derzeit seien Investitionen aber wichtiger. Im Sommer hatte sich Vossloh über eine Kapitalerhöhung 127 Millionen Euro unter anderem für Zukäufe besorgt.

Schabert peilt für 2016 stagnierende Erlöse bei 1,2 Milliarden Euro an. Das Margenziel liegt bei 4,0 bis 4,5 (Vorjahr: 3,8) Prozent. Der ehemalige Siemens -Manager wird im April nach nur zwei Jahren seinen Posten an den ebenfalls früheren Siemens- und heutigen Deutsche Bahn -Manager Andreas Busemann abgeben. Der sechsfache Vater will dann vom sauerländischen Werdohl zurück zur Familie in Nürnberg.

Neue Produktion in Russland

Als attraktiven Wachstumsmarkt machte das Management Russland aus. "Wir werden dort bald mit eigener Produktion präsent sein und weit überwiegend lokal beschaffen", kündigte Schabert an. "Damit haben wir einen deutlichen Wettbewerbsvorteil gegenüber Unternehmen, deren Produkte gegen Zahlung in Euro oder US-Dollar importiert werden müssen." Experten zufolge ist mit einer Länge von etwa 85.000 Kilometern das russische Schienennetz hinter dem der USA das zweitlängste der Welt. Milliarden werden jährlich für Modernisierung und Streckenneubau investiert.

Großaktionär und Aufsichtsratschef Heinz-Hermann Thiele hatte Schabert, Schuster und Vorstandsmitglied Volker Schenk im Frühjahr 2014 zu Vossloh geholt. Sie krempelten den Traditionskonzern um und nahmen dafür zunächst einen hohen Verlust in Kauf. Stellen wurden gestrichen, die Organisation gestrafft und Kredite refinanziert. Zudem wurde die Konzentration auf die Bereiche Schienenklemmen, Weichen und Dienstleistungen sowie der Verkauf des Lokomotiv-Geschäftes beschlossen. Der Standort in Spanien wurde bereits veräußert. Nun steht noch die Trennung von der Produktion in Kiel aus, die zuletzt einen Großauftrag erhielt.

"Wir werden die Verhandlungen über die zum Verkauf stehende Vossloh Locomotives ab Frühjahr 2017 führen", sagte Schabert. Das Unternehmen habe nach der Sanierung und Anpassung der Produktionskapazitäten auf 40 Loks im Jahr von zuvor 100 über Jahre eine gute Auslastung. Der Vossloh-Chef hatte zuletzt auch Kiepe, den Düsseldorfer Hersteller elektrischer Komponenten für Schienenfahrzeuge, mit einem Umsatz von etwa 165 Millionen Euro ins Schaufenster gestellt. Er äußerte sich zuversichtlich, dass der Verkauf bald über die Bühne gehen könnte.

(Anneli Palmen/Reuters)

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