Lufthansa-Eilklage: Streik würde 100.000 Passagiere treffen

Bei der Lufthansa wird wieder einmal gestreikt
Bei der Lufthansa wird wieder einmal gestreiktREUTERS (KAI PFAFFENBACH)
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Lufthansa-Piloten ist wieder nach Arbeitskampf zumute. Am Mittwoch sollen gut 800 Flüge ab Deutschland ausfallen. Eine Eilklage könnte die Streiks in letzter Sekunde verhindern.

Dem Pilotenstreik bei der Lufthansa könnte am Mittwoch fast jeder zweite Flug der Marke Lufthansa zum Opfer fallen. Von den 876 streikbedingt gestrichenen Flügen seien 51 Interkontinentalverbindungen. Insgesamt seien rund 100.000 Passagiere betroffen, teilte die Lufthansa am Dienstag mit. Insgesamt kommt die Marke Lufthansa auf rund 1800 Flüge pro Tag.

Der Streik würde auch Wien massiv betreffen. Elf Rotationen, als Elf Ankünfte und elf Abflüge von Wien, in Summe 22 Flüge fallen aus, teilte der Flughafen Wien auf APA-Anfrage mit. Betroffen sind sieben Verbindungen nach Frankfurt und vier nach München. Ob es am Donnerstag noch Nachwehen geben wird, sei heute noch nicht zu sagen.

Die Lufthansa kämpft weiterhin darum, den Streik der Piloten juristisch zu verhindern. Nachdem das Arbeitsgericht Frankfurt am Dienstag eine einstweilige Verfügung gegen den Streik abgelehnt hatte, kündigte Lufthansa-Anwalt Thomas Ubber unmittelbar die Berufung an.

Ein Richter des Landesarbeitsgerichts hatte sich eigens zur Verfügung gehalten und sollte noch am Abend entscheiden, wie eine Justizsprecherin mitteilte.

AUA setzt größere Maschinen ein

Die AUA reagiert auf den Streik bei ihrer Mutter mit dem Einsatz größere Flugzeuge auf den Strecken von Wien nach Frankfurt und München. In Summe werden über den Tag 130 Sitze mehr angeboten. AUA und Flughafen Wien empfehlen Fluggästen, sich auf der Homepage der Lufthansa bzw. der Online-Anzeige von Ankünften und Abflügen in Schwechat am Laufenden zu halten.

"2124 von rund 3000 geplanten Flügen der Lufthansa Group finden statt", heißt es in der Mitteilung der AUA-Mutter. Darin sind allerdings auch Flüge von Konzerngesellschaften enthalten, die nicht bestreikt werden, wie zum Beispiel Brussels, Swiss oder AUA.  Der Streik soll mit einer Eilklage beim Arbeitsgericht Frankfurt noch verhindert werden. Die Verhandlungen dazu beginnt um 15 Uhr.

Dobrindt stellt sich auf Seite der Airline

Die Piloten der Airline hatten den Streik am Dienstag angekündigt. Es handelt sich um den 14. Streik in der laufenden Tarifauseinandersetzung, in der zum ersten Mal im April 2014 gestreikt worden war. Dieses Mal geht es ausschließlich um die Tarifgehälter von rund 5.400 Piloten der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Tochtergesellschaft Germanwings.

Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt hat sich für eine Schlichtung ausgesprochen und sich damit auf die Seite des Unternehmens gestellt. "Wir halten das für den richtigen Weg", sagte der CSU-Politiker am Dienstag nach einem Luftverkehrstreffen in Berlin. Man könne sich fragen, wie oft die Partnerseite sich diesem Wunsch verweigern könne. Derzeit sei das Verkehrsministerium zwar nur in der Beobachterfunktion im Tarifstreit. "Das muss aber nicht ewig so bleiben."

Piloten lehnten Schlichtung ab

Die Piloten verlangen Tariferhöhungen von zusammen 22 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren bis April 2017. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte am vorigen Mittwoch erneut den Vorschlag des Unternehmens abgelehnt, in eine Schlichtung zu den offenen Gehaltsverhandlungen einzusteigen. Auch andere Tarifthemen wie die Übergangspensionen sind nach wie vor ungelöst. Der vorherige Tarifvertrag ist Ende April 2012 ausgelaufen, wirkt aber mit unveränderten Tarifgehältern fort.

"Lufthansa entschuldigt sich bei allen ihren Kunden, die von diesem Streik betroffen sind", heißt es in der Mitteilung weiter. Ein Sonderflugplan für den Streikzeitraum sei zu Mittag auf der Internetseite LH.com aktiviert worden. "Lufthansa arbeitet mit allen Kräften daran, Kunden bestmöglich zu informieren und sie, wenn möglich, auf andere Airlines oder Verkehrsmittel umzubuchen."

Die VC bezifferte die von ihr verlangte jährliche Tarifsteigerung mit 3,66 Prozent. Diese Forderung liege unter den meisten Lohnforderungen anderer Gewerkschaften im vergleichbaren Zeitraum. "Die Lufthansa weist seit Jahren sehr gute Zahlen aus. Nach dem Rekordergebnis im vergangenen Geschäftsjahr steuert der Konzern 2016 erneut auf ein hervorragendes Ergebnis zu. Dass der Konzernvorstand und der Aufsichtsrat dies genauso sehen, lässt sich an der Grundgehaltserhöhung des Vorstandes von bis zu 30 Prozent und der noch stärkeren Erhöhung der Aufsichtsratsbezüge in den vergangenen Jahren ablesen", erklärte VC-Vorstandsmitglied Jörg Handwerg.

Lufthansa hat nach eigenen Angaben ein Lohnplus von 2,5 Prozent für den 20 Monate längeren Zeitraum bis Ende 2018 angeboten. Das Unternehmen hatte vorige Woche versucht, den drohenden Pilotenstreik mit einer Schlichtung in letzter Minute abzuwenden. Neben der Gehaltsfrage sind auch andere Tarifthemen wie die Betriebsrenten und die Übergangsversorgung nach wie vor ungelöst.

(APA/Reuters/dpa)

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