Nach der Fusion wird die RZB-Zentrale zu groß

Neo-Chef Johann Strobl sieht die fusionierte RZB/RBI auf Kurs.
Neo-Chef Johann Strobl sieht die fusionierte RZB/RBI auf Kurs.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Während die Fusion von RZB und RBI der neuen Bank einer besser als prognostizierte Kapitalquote bringt, bleiben andere Fragen offen.

Die Fusion der Raiffeisen Zentralbank (RZB) mit ihrer zehnmal größeren Tochter Raiffeisen Bank International (RBI) ist für Raiffeisen ein Kapitalthema, weniger eines von Synergien, betont der Konzern. Von 220 RZB-Beschäftigten arbeiteten schon bisher mehr als 100 für die RBI. Weil in der Gruppe insgesamt gestrafft wird, wird aber das Headquarter trotzdem langsam zu groß.
Überlegungen, die Zentrale am Wiener Stadtpark zu verlegen, gebe es immer wieder - auch jetzt, aber es werde alles analysiert, erklärte die Bankspitze am Donnerstag. Etliche Töchter und Bankabteilungen sind am zweiten Bürostandort Wien-Heiligenstadt angesiedelt. Wenn man kleiner wird, werden Standorte diskutiert, wurde bestätigt. Aktuell etwa der vor acht Jahren eröffnete RZB-Zubau am Stadtpark ("Die Welle", RBI-Zentrale). Verkaufen will Raiffeisen dieses Haus aber nicht.

Kein weiterer Rückzug in Osteuropa geplant

Um Kapital freizumachen, hat die "Osteuropabank" RBI in ihrem internationalen Netzwerk vor eineinhalb Jahren einen Rückbau begonnen. Nahezu fertig ist man mit dem Rückzug aus Asien und den USA. In Slowenien hat die RBI ihre Zelte abgebrochen, in der Ukraine und Russland wurde Geschäft und vor allem Risiko reduziert. Das alles soll vor allem 2017 Früchte tragen.
Russland bleibt wichtig. "Der russische Markt ist für uns attraktiv, die Bank dort sehr gut und ertragreich", sagte der designierte Bankchef Johann Strobl in seiner Pressekonferenz. Natürlich gehörten Schwankungen zum Bankgeschäft. Wenn ein Teil aber so groß sei, treffe das die ganze Gruppe. Definitiv wachsen will die RBI mit ihren Banken in Tschechien, der Slowakei und Rumänien.

Bis auf Polen, wo die Tochter Polbank vor dem Verkauf steht, sieht Strobl in den nächsten Jahren keinen weiteren Rückzug aus einem Ostmarkt. Die Verkaufsverhandlungen für die Polbank seien noch im Gang, hieß es heute. Exklusiv wird dazu mit der Alior Bank verhandelt. Die hauptsächlich in Franken aushaftenden Immobilienkredite sollen vom Verkauf ausgespart bleiben.

Kernkapitalquote vor Polen-Verkauf gesichert

"Als RBI starten wir mit besseren Kapitalquoten in die Fusion als ursprünglich geplant", sagte Strobl heute vor Journalisten. Ziel war, mit dem Polen-Verkauf auf mindestens 12 Prozent Kernkapital zu kommen. "Wir haben das jetzt geschafft, ohne dass wir Polen schon verkauft haben".
Der Plan, auch als fusionierte Bank bis Ende 2017 mindestens 12 Prozent Kapital zu haben, wurde heute bekräftigt. "Nach 2017 werden wir neue Ziele nennen", so Strobl.

Bis Weihnachten sollen technische Fusionsdetails auf dem Tisch liegen. Zehn Tage vor der Hauptversammlung muss das Austauschverhältnis fest stehen. "Bisher waren 90 Prozent der RZB die RBI. Daher ist die Bewertung der RZB ein Technikthema. Das ist keine wirkliche Hürde", sagte RZB-Chef Walter Rothensteiner, der dem Vorstand der RBI-neu nicht angehören wird und Mitte 2017 auch den RBI-Aufsichtsratsvorsitz abgibt. Auf Fragen, ob nach der RBI/RZB-Fusion weitere Schritte folgen - etwa eine Fusion mit einer Landesbank - ließ sich Rothensteiner nicht ein und verwies auf die Eigentümer. Jetzt wolle man die Fusion RZB/RBI sauber über die Bühne bringen. Was im Jahr darauf passiere, darüber gebe er keine Prognosen. Als Raiffeisen-Generalanwalt bleibt Rothensteiner im Amt.

Auch die beiden anderen RZB-Vorstände - Johannes Schuster und Michael Höllerer - ziehen nicht in die RBI-Chefetage ein, wenn es die RZB nicht mehr gibt. Schuster wird Mitte 2017 Finanzvorstand einer Tochterbank in einem Nachbarland im Osten. Höllerer soll sich als Generalbevollmächtigter ums Regulatorische, Kontakte zur Aufsicht und Digitalisierungsprojekte kümmern.

(APA)

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