Partner für neues Murkraftwerk weiter willkommen

Der Bau eines neuen Murkraftwerks ist beschlossene Sache.

Der Aufsichtsrat der Energie Steiermark hat am Montag einstimmig beschlossen, mit dem Bau des Murkraftwerks auch ohne einen fixen 50-Prozent-Partner zu beginnen. Bisher hat nur die Energie Graz ihre Beteiligung mit 12,5 Prozent zugesichert, für weitere Investoren sei man weiterhin offen. Die Wien Energie hatte sich zuletzt als Partner geziert und untersucht das Millionen-Projekt noch im Detail.

Zum Ärger der Kraftwerksgegner wie der Plattform "Rettet die Mur" sowie der Grazer KPÖ und Grünen ist der Beschluss zum Baustart noch im angebrochenen Winter nun gefallen. Laut Konzern-Sprecher Urs Harnik-Lauris sollen noch vor Jahresende die Arbeiten beginnen. Die Staustufe soll bis 2019 fertig sein und "rund 20.000 Grazer Haushalte bzw. Elektro-Autos mit CO2-freiem Strom versorgen". Das Projekt sorge laut dem Energieversorger für eine nachhaltige Reduzierung der Abhängigkeit von Stromimporten.

Für das Projekt liege eine positive Wirtschaftlichkeits-Berechnung vor, weshalb man den Baustart ohne einen Partner nicht als Risiko sehe, versicherte der Sprecher auf APA-Anfrage. Die Beteiligung eines Partner sei weiterhin jederzeit möglich, wurde betont. Bereits im September war ein Aufsichtsratsbeschluss getroffen worden, dieser sei jedoch noch an die Beteiligung eines Partners gekoppelt gewesen. Nun wird vorerst allein mit der Energie Graz an Bord gebaut.

Die Stadt Graz errichtet gleichzeitig einen Zentralen Speicherkanal: "Mit diesem Parallel-Projekt um rund 80 Millionen  Euro können die derzeit bei Starkregen ungeklärt in die Mur fließenden Abwässer aufgefangen und in die Kläranlage Gössendorf gebracht werden", erklärte die Energie Steiermark. 99 einzelne Öko-Maßnahmen sollen für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur sorgen. Der aktuelle Bestand an Büschen und Bäumen werde durch Aufforstung um ein Drittel erweitert.

Die Gegner sehen das Kraftwerk jedoch von einer anderen Seite: Erst Ende November hat der Naturschutzbund Steiermark die Bäume entlang der Mur gezählt, die durch den Bau des Wasserkraftwerks beseitigt werden dürften. Mehr als 16.500 seien gefährdet, und von einer Bestandserweiterung könne keine Rede sein. "Rettet die Mur" zufolge soll die Staustufe nicht rentabel sein, weshalb sich auch der Verbund im März vom Projekt zurückgezogen habe.

LHStv. Michael Schickhofer (SPÖ) erklärte am Montag als Eigentümer der Energie Steiermark: "Das Murkraftwerk ist ein Stück Zukunft für Graz. Mehr als 1.800 neue Arbeitsplätze während der Bauphase, ein neues Naherholungsgebiet für die Grazerinnen und Grazer und komplett CO2-freie Stromerzeugung bringen Arbeitsplätze, Aufschwung und saubere Luft." Es handle sich um ein Projekt, "von dem noch unsere Kinder profitieren werden", so der steirische SPÖ-Chef.

Die Grazer Grünen kritisierten dagegen, dass die Bauentscheidung "wider aller wirtschaftlicher Vernunft" gefallen sei. "Dass keine anderen Investoren zu finden sind, belegt eindeutig, dass die Mur-Staustufe Graz ein wirtschaftlich riskantes Projekt ist. Dass die Energie Steiermark nun weitere 50 Prozent der Projektkosten schultern und damit die Gesamtkosten nahezu allein tragen will, ist nicht anders zu erklären, als dass hier politisch massiver Druck ausgeübt wird, nicht zuletzt von Bürgermeister Siegfried Nagl", meinte Umweltsprecherin Grünen Andrea Pavlovec-Meixner in einer Aussendung.

Die Grazer Vizebürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) meinte: "Dieser Beschluss ist gefallen, obwohl die Finanzierung des Baus zu 50 Prozent ungeklärt ist. Es erscheint fahrlässig, wenn sich das Kontrollorgan des Landesenergieunternehmens zu diesem folgenschweren Schritt entschließt, obwohl sich eine Versicherung des Vorstandes über die Finanzierung nach der anderen in Luft aufgelöst hat." Wenn sich die Aufsichtsräte darauf verlassen, dass der steirische Finanzlandesrat Schickhofer in den kommenden Monaten einen Finanzier herbeizaubert, seien sie "mehr als blauäugig", so Kahr.

(APA)

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