Begehrter Scheinwerferspezialist aus Wieselburg

Der BMW i8 ist ein absolutes Hightech-Auto. Sobald es dunkel wird, übernimmt bei dem bayrischen Elektrosportwagen österreichische Technik das Kommando. Denn die lasergesteuerten Scheinwerfer stammen aus Niederösterreich.
Der BMW i8 ist ein absolutes Hightech-Auto. Sobald es dunkel wird, übernimmt bei dem bayrischen Elektrosportwagen österreichische Technik das Kommando. Denn die lasergesteuerten Scheinwerfer stammen aus Niederösterreich. (c) REUTERS
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Ein japanischer Medienbericht brachte internationales Interesse am heimischen Hidden Champion ZKW.

Wien/Tokio. Es kommt selten vor, dass die führende japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“ über ein österreichisches Unternehmen berichtet. Am gestrigen Montag brachte „Nikkei“ einen ausführlichen Artikel über das kolportierte Interesse des Elektronikkonzerns Panasonic an der niederösterreichischen Autozulieferfirma ZKW. Die Japaner wollen für die in Wieselburg ansässige Unternehmensgruppe umgerechnet 940 Millionen Euro zahlen, so „Nikkei“. Panasonic hat dies weder bestätigt noch dementiert.

Laut Analysten würde für den japanischen Elektronikriesen der Zukauf Sinn haben. Angesichts des harten Preiskampfs bei Produkten in der Unterhaltungsindustrie will sich die Firma breiter aufstellen. Großes Wachstumpotenzial versprechen sich die Japaner in der Automobilindustrie.

Bei ZKW liefen am Montag deshalb die Telefone heiß. Journalisten aus aller Welt meldeten sich, um mehr über die niederösterreichische Firma zu erfahren. Internationale Finanz- und Nachrichtenagenturen wie Bloomberg und Reuters berichteten vom Interesse der Japaner. Am späten Montagnachmittag kam von ZKW das Dementi. Es handle sich um ein altes Gerücht. Es gebe derzeit keine Verkaufsverhandlungen mit Panasonic oder anderen Interessenten, teilten die Niederösterreicher mit.

Doch wer steckt hinter ZKW? Warum ist die Firma so interessant, dass Journalisten und Investoren aus aller Welt ein Auge auf sie geworfen haben? ZKW gehört zu den stillen Stars beziehungsweise Hidden Champions der österreichischen Wirtschaft. Das Unternehmen ist ein weltweit führender Anbieter von Licht- und Scheinwerfersystemen der Automobilindustrie. ZKW spielt nicht nur wirtschaftlich, sondern auch technologisch in der Weltliga mit und war 2014 daher auch für den Austria-Award der „Presse“ nominiert.

Seit 2010 Umsatz verdreifacht

Kaum ein heimischer Betrieb wuchs in den vergangenen Jahren so stark wie ZKW. Von 2010 bis 2015 hat sich der Umsatz von 280 Millionen Euro auf 728 Millionen Euro fast verdreifacht. Allein im Vorjahr stieg die Zahl der Mitarbeiter von 4700 auf 5920. Davon sind 2600 in Österreich tätig. Im Sommer sagte Oliver Schubert, Chef der ZKW Gruppe, dass er im heurigen Geschäftsjahr eine weitere Umsatzsteigerung auf 916 Millionen Euro erwartet. Bis Ende dieses Jahres soll sich die Zahl der Beschäftigten auf 7150 erhöhen.

Die Firma ist an acht Standorten vertreten. Zwei Werke befinden sich in Österreich – in Wieselburg und Wiener Neustadt. Die anderen Niederlassungen sind in der Slowakei, in Tschechien, China, Indien, Mexiko und in den USA. Zu den Kunden zählen bekannte Fahrzeughersteller wie Audi, BMW, General Motors, Porsche, Mercedes Benz, Opel, Rolls-Royce, Scania oder VW. Die Hersteller fordern dabei zunehmend kompaktere und niedriger gebaute Frontscheinwerfer, die leistungsstark, effizient und steuerbar sein sollen.

Ein Beispiel dafür, wo ZKW-Produkte zum Einsatz kommen, ist das Hightech-Elektroauto i8 von BMW. Bei diesem wird ein neues Laserlichtsystem eingebaut. Um die Zielvorgaben zu erreichen, entwickelten die Niederösterreicher spezielle Laserdioden, die 75 Prozent weniger Platz als LED benötigen und die Leuchtdichte verzehnfachen. Dafür arbeitete die Firma mit Seibersdorf Laboratories zusammen. Bei ZKW selbst sind 400 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung beschäftigt.

Turbulente Firmengeschichte

ZKW ist heute ein global agierendes Technologieunternehmen. Die Firmengeschichte verlief jedoch äußerst turbulent. Die Gründung erfolgte 1938 durch Kommerzialrat Karl Zizala in Wien – daher der Name ZKW. Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Firma Metallwaren aller Art her. In den 1950er-Jahren spezialisierte sie sich auf Produkte für die Fahrzeugindustrie wie Auspuffe, Räder und Griffe für Mopeds.

In den 1970er-Jahren ging es nach dem Tod des Firmengründers wirtschaftlich bergab. Daher gab die Gründerfamilie Anteile ab. 1982 wurde ZKW von der deutschen Industriellenfamilie Mommert übernommen. Diese hatte mit der Autowirtschaft zu tun.
Unter dem neuen Eigentümer erfolgte die Fokussierung auf die Kfz-Beleuchtung. Richtig durchgestartet sind die Niederösterreicher ab dem Jahr 2007, als kurz hintereinander Werke in der Slowakei, China und Indien eröffnet wurde.

Zwar gab es nach Ausbruch der Finanzkrise Rückgänge in der Produktion von rund 30 Prozent. Doch mittlerweile wird wieder kräftig expandiert. Im September wurde in Wieselburg ein neues Produktions- und Logistikwerk eröffnet. Dafür wurden 35 Millionen Euro investiert. Mitte Mai wurde eine Produktion in Mexiko eröffnet.

„Die Eröffnung ist ein großer Schritt für ZKW. Erstmals haben wir ein Produktionswerk im Nafta-Raum und erschließen somit einen neuen Kontinent für unser Geschäft“, erklärte Firmenchef Oliver Schubert.

Beobachter schließen nicht aus, dass sich die Industriellenfamilie Mommert irgendwann doch von ZKW zurückzieht. Das weltweite Medieninteresse dürfte dem Unternehmen jedenfalls nicht geschadet haben.

Auf einen Blick

ZKW wurde im Jahr 1938 von Karl Zizala in Wien gegründet. Seit dem Beinahe-Konkurs 1982 konzentriert sich das Unternehmen auf die Herstellung von Scheinwerfern – und dies mit ziemlichem Erfolg. Zu den Kunden zählen Fahrzeughersteller wie Audi, BMW, General Motors, Porsche, Mercedes Benz, Scania und VW. Von 2010 bis 2015 erhöhte sich der Umsatz von 280 Millionen Euro auf 728 Millionen Euro. Im Vorjahr stieg die Zahl der Mitarbeiter von 4700 auf 5920. Die Firma ist nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und in den USA mit Niederlassungen vertreten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2016)

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