Private Westbahn zieht sich aus dem Busgeschäft zurück

Rail Holding-Chef Erich Forster.
Rail Holding-Chef Erich Forster.APA/ROLAND SCHLAGER
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Während die ÖBB mit "Hello" neuerdings im Busgeschäft mitmischt, zieht sich die private Westbahn zurück. Partner Blaguss übernimmt Westbus zur Gänze.

Die Rail Holding AG, Betreiber der privaten Westbahn, hat ihren 49-Prozent-Anteil an der Westbus GmbH an die Blaguss Reisen GmbH verkauft. Damit ist das Busunternehmen Blaguss alleiniger Inhaber und Betreiber der Westbus-Flotte, mit der auf den Strecken Wien – Klagenfurt, Linz – Graz und Linz – Prag Fernbus-Verbindungen angeboten werden.

Der Rückzug der privaten Westbahn aus dem umkämpften Busgeschäft kommt unerwartet, aber nicht überraschend. Durch die Liberalisierung des Fernbusmarktes in Deutschland 2013 wurden die Karten im nationalen und internationalen Fernbusmarkt neu gemischt. Player wie FlixBus, ADAC Postbus, Megabus, etc. sind in diesen dynamischen Markt eingetreten, manche haben ihn aber auch wieder verlassen. Erst im Sommer 2016 startete die ÖBB mit Hellö in das schwierige Geschäft, während die Deutsche Bahn im Herbst 2016 der Erkenntnis Tribut gezollt hat, dass sich Bus- und Bahngeschäft völlig unterscheiden und ihr Fernbus-Business nach massiven Verlusten und mehrjährigem Engagement eingestellt hat.

Der Westbus habe sich dagegen als erfolgreiches Verkehrsmittel etabliert und laufend die Ergebnisse verbessert, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung von Westbahn und Blaguss. Die Übernahme der Westbus-Anteile durch Blaguss schaffe die Voraussetzungen, um beiden Playern gleichsam die notwendige Flexibilität und Fokussierung zu geben, die man in Zukunft für rege Marktkonstellationen brauche.

"Dass wir entschieden haben, uns auf die jeweilige Kernkompetenz zu konzentrieren, war im ursprünglichen Businessplan immer als Option vorgesehen und dient der fokussierten Geschäftsfeldentwicklung beider Unternehmen", erklärte  Rail Holding-Chef Erich Forster. "Beide Partner werden zukünftig im besten Einvernehmen kooperieren", sagte Blaguss-Chef Thomas Blaguss.

Die private Westbahn hat ihren operativen Betrieb auf der Strecke Wien-Salzburg im Dezember 2011 aufgenommen. Shareholder sind die Haselsteiner Privatstiftung mit 49,9 Prozent, die Augusta Holding mit 32,7 Prozent und die SNCF mit 17,4 Prozent der Anteile. 2015 wurde erstmals ein positives EBIT erreicht. Durch ein Investment von 180 Millionen Euro wird die Flotte im Jahr 2017 um 10 zusätzliche Garnituren erweitert.

Der Westbus beförderte seit Dezember 2011 rund 850.000 Passagiere auf den Strecken Wien-Klagenfurt, Linz-Graz und Linz-Prag und verzeichnet eine Steigerungsrate von jährlich 10 Prozent. Die Westbus GmbH ist nun im alleinigen Besitz der Blaguss Reisen GmbH, zugehörig zur Blaguss Gruppe – einem der führenden Unternehmen im Personentransport in Österreich/Osteuropa. Das seit 1929 tätige Familienunternehmen verzeichnet, mit den Geschäftsfeldern in den Bereichen Personentransport und Touristik, einen Umsatz von mehr als 165 Millionen Euro und hat rund 1350 Mitarbeiter an den Standorten in Österreich, Ungarn, Tschechien, Slowakei und Deutschland. Blaguss ist im internationalen Fernbusverkehr strategischer und operativer Partner von FlixBus, dem europäischen Marktführer im Fernbus-Business. Blaguss betreibt auch den Vienna International Busterminal (VIB) in Wien mit über zwei Millionen  Passagieren jährlich.

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