Werkstattkette A.T.U droht Insolvenz

APA/HELMUT FOHRINGER
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Die Werkstattkette A.T.U leidet unter dem Trend zu Markenwerkstätten und zahlreichen Management-Wechseln. Der rettende Verkauf droht zu platzen.

Der angeschlagenen deutschen Werkstattkette A.T.U droht nach eigenen Angaben die Insolvenz. Am Donnerstag (8. Dezember) läuft die Drei-Wochen-Frist ab, innerhalb der das Unternehmen aus dem bayerischen Weiden sich mit dem Vermieter von fast der Hälfte seiner rund 600 Standorte, der niederländischen Lino, einigen muss.

An der angestrebten deutlichen Senkung der Mieten aber hängt der rettende Verkauf von A.T.U an den französischen Konkurrenten Mobivia. Nach Reuters vorliegenden Unterlagen ist Lino zwar grundsätzlich zu einer Einigung bereit, fordert aber von den bisherigen A.T.U-Eigentümern als Gegenleistung eine Sonderzahlung von 100 Millionen Euro. Hinter Lino stecken als Kreditgeber die Deutsche Bank und der Hedgefonds Davidson Kempner.

"Wir haben ein attraktives Angebot unterbreitet, das die Interessen aller Parteien in angemessener Weise berücksichtigt", erklärte Lino am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters, ohne Zahlen zu nennen. Niemand habe Interesse an einer Insolvenz. "Eine Einigung ist ohne Zweifel das bestmögliche Ergebnis für alle Beteiligten." Die Deutsche Bank selbst wollte sich nicht zu den Vorgängen um A.T.U äußern.

In einem Schreiben an den Aufsichtsrat von A.T.U erklärte der als Sanierer eingesetzte Hans-Joachim Ziems bereits am 17. November, angesichts der stockenden Verhandlungen sei die "positive Fortführungsprognose" für das Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern entfallen. Nur sie schützt A.T.U aber davor, wegen Überschuldung in Insolvenz zu gehen. Ist innerhalb von drei Wochen keine konkrete Lösung in Sicht, muss der Antrag gestellt werden. Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat sich in das Tauziehen ebenfalls eingeschaltet.

A.T.U gehört mehreren Hedgefonds wie Centerbridge, die 2013 den Finanzinvestor KKR durch einen Tausch von Schulden in Anteile als Eigentümer abgelöst hatten. Mit Mobivia hatten sie einen Käufer gefunden, der aber nur zur Übernahme bereit ist, wenn die Mieten für die 273 Werkstattgebäude und Lagerräume von 57 Millionen Euro im Jahr drastisch sinken. Auf dem Tisch liegt laut Finanzkreisen ein neuer, 20 Jahre laufender Mietvertrag, der eine Jahresmiete von 26 Millionen Euro vorsieht. Darauf will sich Lino aber nur gegen die Sonderzahlung einlassen. Allein auf den Immobilien lasten 718 Millionen Euro Schulden, die die Deutsche Bank als Kreditgeber möglichst nicht abschreiben will.

Mobivia zahlt Reuters vorliegenden Unterlagen zufolge 225 Millionen Euro für A.T.U. Das Geld soll Insidern zufolge aber nicht direkt an die Eigentümer gehen, sondern zur Rückzahlung von Krediten verwendet werden, für die Centerbridge & Co. gebürgt hatten. Das Unternehmen leidet seit Jahren unter dem Trend zu Markenwerkstätten und zahlreichen Management-Wechseln. A.T.U betreibt 577 Autowerkstätten in Deutschland und weitere in Österreich und der Schweiz und kam im Geschäftsjahr 2015/16 (30. Juni) auf rund eine Milliarde Euro Umsatz.

(Reuters)

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