Infineon: „Silicon Austria“ ist in Villach

Halbleiter stecken in selbstfahrenden Autos ebenso wie in Elektrofahrzeugen.
Halbleiter stecken in selbstfahrenden Autos ebenso wie in Elektrofahrzeugen.(c) REUTERS
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Die Österreich-Tochter des Halbleiterkonzerns profitiert von der Kombination aus Forschung, Produktion und Kompetenz.

Wien/Villach. Was braucht ein Unternehmen, um in einer international stark umkämpften Hightechbranche wie dem Halbleiterbusiness auch im Hochlohnland Österreich erfolgreich zu sein? Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Austria, hat darauf eine klare Antwort: „Unser Wettbewerbsvorteil ist, dass wir sowohl Forschung und Entwicklung als auch Produktion und die globale Geschäftsverantwortung für Konzernbereiche hier haben.“

Forschungsausgaben von 412 Mio. Euro (plus 13 Prozent) im Geschäftsjahr 2015/16 bedeuten eine Forschungsquote von 22 Prozent – damit ist Infineon Austria nicht nur das forschungsstärkste Unternehmen Österreichs. „Ich denke, wir gehören auch innerhalb Europas zur Spitze“, ergänzt Finanzvorstand Oliver Heinrich.

Der Halbleiterspezialist profitiert einerseits von organischem Wachstum, „weil wir auf die richtigen Themen Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit setzen“. Andererseits konnte Infineon Austria nach der Akquisition des US-Unternehmens International Rectifier vor zwei Jahren die globale Verantwortung für fünf Produktlinien an sich ziehen. Vom nunmehrigen Kauf des ebenfalls amerikanischen Unternehmens Wolfspeed erwartet Herlitschka ähnlich positive Effekte.

Wachstumstreiber Mobilität

Wachstumstreiber Nummer eins ist der Automotive-Bereich: Dazu gehört alles rund ums autonome Fahren über den Einsatz von Elektronik zur Optimierung der Effizienz von Verbrennungsmotoren bis zur Elektromobilität. In sieben der zehn meistverkauften Elektroautos stecken Infineon-Halbleiter. Im neuen Tesla X werden etwa mehr als 200 Komponenten von Infineon eingesetzt. Wobei der Wert der in Elektroautos verbauten Halbleiter mit 700 Dollar deutlich höher liegt als bei herkömmlichen Autos (350 bis 400 Dollar).

Infineon Austria hat mit einem Umsatzplus von 29 Prozent auf 1,84 Mrd. Euro nicht nur den Gesamtkonzern (plus zwölf Prozent auf 6,5 Mrd. Euro) überholt. Der gesamte Halbleitermarkt sei laut Herlitschka kaum gewachsen. Investitionen von 357 Mio. Euro und eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 1,45 Mrd. Euro (Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts) sorgen für kräftige Impulse. Mit 3625 Beschäftigten, davon 3000 in Villach, ist Infineon Austria auch der größte Arbeitgeber im nicht gerade industrieintensiven Kärnten.

Herlitschka wünscht sich zwar noch mehr technische Fachkräfte – über einen Mangel kann sie sich aber nicht beklagen. Das Unternehmen tut auch viel, um seine Attraktivität als Arbeitgeber weiter zu erhöhen. So etwa bietet man Praktika, im Vorjahr nutzten das 1000 Studenten, erzählt der für das operative Geschäft verantwortliche Vorstand, Thomas Reisinger. In Zusammenarbeit mit der TU Wien fand eine Sommerschule statt. Und Projekte wie „Silicon Austria“ und „Silicon Alps“ sowie „Seml40“ (selbststeuernde Fabrik“) sind ebenfalls Magneten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2016)

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