Lenzing zieht es in die Südstaaten

Lenzing-Chef Stefan Doboczky sieht im neuen US-Werk eine „natürliche Absicherung“.
Lenzing-Chef Stefan Doboczky sieht im neuen US-Werk eine „natürliche Absicherung“. (c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Der Faserhersteller investiert 275 Mio. Euro in eine neue Fabrik in den USA. Und sieht darin auch eine Entscheidung für Österreich.

Wien. Bis Jahresende wollte der Faserhersteller Lenzing bekannt geben, an welchem Ort der Welt er sein nächstes Werk errichtet. Nun ist die Entscheidung gefallen: Der Aufsichtsrat hat grünes Licht für den Neubau einer Fabrik in den USA gegeben. Konkret will das Unternehmen eine Faserproduktionsanlage am bereits bestehenden Standort Mobile, im US-Bundesstaat Alabama, errichten. Dafür werden 293 Mio. Dollar (275 Mio. Euro) investiert. Geld, das aus eigenen Mitteln kommt.

In der letzten Phase seien nur der Standort Lenzing und der Standort USA als verbliebene Kandidaten im Rennen gewesen, sagte Lenzing-Chef Stefan Doboczky am Dienstag. Warum die Wahl schließlich auf die Vereinigten Staaten fiel, dafür gebe es mehrere Gründe. „Es ist darum gegangen, schnell mit großen Mengen in den Markt zu kommen“, so Doboczky. Die USA böten nicht nur eine gute Infrastruktur („Wir sind nahe an der Küste“) und attraktive Energiepreise, auch habe man bereits entsprechende Genehmigungen in der Tasche. Was noch hinzukommt: Auf einem reinen Dollar-Markt könne man mit der Wahl des Ortes eine gute Balance zwischen den Währungskörben erzielen. Doboczky sieht in dem Werk in den USA daher eine „natürliche Absicherung“.

Dass die Entscheidung für die USA eine gegen Österreich ist, will er so nicht gelten lassen: „Wenn du dich auf nur einen Standort konzentrierst, ist das nicht gut. Man muss sich breit aufstellen.“ Der weltgrößte Viskosefaserproduzent ist nach der Voestalpine ein weiterer österreichischer Konzern, der die guten Investitionsbedingungen in den USA nützt. Lenzing steckt aber auch 160 Mio. Euro in die heimischen Standorte in Lenzing und Heiligenkreuz. Das Unternehmen betreibt weitere Werke in China, Indonesien, Tschechien und Großbritannien. 2015 erzielte Lenzing mehr als 60 Prozent seines Faserumsatzes in Asien, ein Viertel kommt aus Europa (inklusive Türkei), zehn Prozent aus den USA. Von Alabama aus werde man mit dem neuen Werk nicht nur die USA, sondern auch den globalen Markt beliefern. Im ersten Quartal 2019 soll die Fabrik in Betrieb gehen. Es wird sich dabei um das größte Tencel-Faserwerk der Welt handelt, sagt Doboczky. Die Spezialfaser Tencel ist eine Marke von Lenzing und hat einen weltweiten Marktanteil von 90 Prozent. Der Rohstoff wird aus Holz gewonnen und gilt als besonders umweltfreundlich.

Anteil von Spezialfasern soll steigen

Durch den Ausbau in den USA kommt Lenzing nun auch seinem Ziel näher, den Umsatzanteil mit Spezialfasern bis zum Jahr 2020 auf 50 Prozent zu steigern. Zuletzt machte er knapp über 40 Prozent aus. In den vergangenen Jahren hatten es die Oberösterreicher nicht immer leicht. Überkapazitäten in China schickten die Faserpreise auf Talfahrt, 2014 schrieb das Unternehmen schließlich Verluste. Was folgte, waren Abschreibungen und der Abbau Hunderter Mitarbeiter, der langjährige Konzernchef Peter Untersperger ging ebenso von Bord. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 konnte das Unternehmen unter Doboczky seinen Umsatz schließlich um rund acht Prozent auf 1,6 Mrd. Euro steigern. (nst)

Auf einen Blick

Der oberösterreichische Faserhersteller Lenzing will im ersten Quartal 2019 ein Tencel-Faserwerk im US-Bundesstaat Alabama eröffnen. Der Aufsichtsrat des Unternehmens gab dafür nun grünes Licht. Konkret sollen 293 Mio. Dollar investiert werden. Lenzing-Chef Stefan Doboczky hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 mit Spezialfasern die Hälfte des Umsatzes zu erzielen, derzeit macht ihr Anteil rund 40 Prozent aus. Bei Tencel hat Lenzing einen weltweiten Marktanteil von 90 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2016)

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