Airline Etihad stellt Europa-Strategie auf den Prüfstand

APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ
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Die Beteiligungen an Air Berlin, Alitalia und Air Serbia sind für die Airline Etihad aus den ölreichen Vereinigten Arabischen Emiraten ein Verlustgeschäft.

Air-Berlin-Partner Etihad überprüft Insidern zufolge seine Investitionen in europäische Fluglinien. Im Zuge dessen dürfte Vorstandschef James Hogan die arabische Airline in den kommenden drei Monaten verlassen, sagten Personen aus dem Unternehmen und der Branche am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Unter dem Australier Hogan war Etihad bei Air Berlin, Alitalia und Air Serbia eingestiegen. Die Beteiligungen entpuppten sich jedoch als massive Fehlinvestitionen und flogen in Summe mehr als 2,5 Milliarden Euro Verlust ein.

Laut dem "Handelsblatt", das zuerst darüber berichtete, will Etihad bereits im Jänner mit dem Rückbau des Europageschäfts beginnen. Aufsichtsratsmitglied Ahmed Ali Al Sayegh werde dabei die Federführung übernehmen. Geprüft werde etwa ein Notverkauf deutlich unter Wert.

Dabei dürfte die Lufthansa hellhörig werden. Die Kranich-Fluglinie besiegelte vorige Woche mit Etihad einen Deal über 38 Jets, die samt Crews von Air Berlin gemietet werden. Branchenbeobachtern zufolge dürften die Frankfurter großes Interesse an der Übernahme der Rest-Air-Berlin mit 75 Flugzeugen haben. Allerdings hat der Rivale über die Jahre einen Schuldenberg von gut einer Milliarde Euro angehäuft. Den will die Lufthansa auf keinen Fall schultern. In personeller Hinsicht hat die größte deutsche Airline die Weichen bereits gestellt: An die Spitze von Air Berlin rückt Lufthansa-Top-Manager Thomas Winkelmann.

Unter Hogan beteiligte sich Etihad 2011 mit 29 Prozent an Air Berlin und machte damit die Airline aus den ölreichen Vereinigten Arabischen Emiraten zum größten Aktionär der deutschen Billigfluglinie. Doch auch mit dem neuen Partner kam Air Berlin auf keinen grünen Zweig: Allein 2015 schloss Deutschlands zweitgrößte Fluglinie mit einem Minus von 477 Millionen Euro ab. Im September 2013 übernahm Etihad Air Serbia, drei Monate später stieg Hogan bei Alitalia ein. Auch die Italiener verharren in den roten Zahlen. Alitalia will mit Stellenstreichungen und eine Verkleinerung seiner Flotte gegensteuern. In italienischen Medien wurde wiederholt über ein Einstieg von Lufthansa bei Alitalia spekuliert. Das haben beide Seiten mehrfach dementiert.

(Reuters)

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