Das Imperium der Familie Schultz

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ARCHIVBILD: WK�-VIZEPR�SIDENTIN MARTHA SCHULTZ(c) APA/WK� (WK�)
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Die Schultz-Gruppe ist einer der größten Seilbahnbetreiber Österreichs. Das breit aufgestellte Familienunternehmen erwarb zuletzt das Zillertaler Skigebiet Spieljoch.

Innsbruck. Als Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft, der Unternehmerinnenvertretung in der WKÖ, ist Martha Schultz einer breiteren Öffentlichkeit bekannt – in ihrer Rolle als Unternehmerin dagegen weniger. Die Schultz-Gruppe mit Zentrale in Uderns im Zillertal ist nicht nur einer der größten Seilbahnbetreiber Österreichs, sondern mit einer Reihe von Hotels, Skihütten, Reisebüro, Agrarbetrieb, eigener Baufirma und einem 18-Loch-Golfplatz sehr breit diversifiziert.

Die Firmengruppe mit ihren Beteiligungen steht im Eigentum von Martha und ihrem Bruder Heinz, die je 24 bzw. 76 Prozent der Anteile halten. Mit im Winter bis zu 800 Mitarbeitern zu Spitzenzeiten und rund 600 im Sommer hat die Gruppe die (laut Eigenangaben) 100-Millionen-Euro-Umsatzgrenze geknackt. Gewinnzahlen werden keine bekannt gegeben. „Wir sind ein gut aufgestelltes österreichisches Unternehmen und profitabel“, sagt Martha Schultz, die neben etlichen Geschäftsführerfunktionen auch fürs Marketing und fürs wirtschaftspolitische Lobbying zuständig ist. Ihr Bruder Heinz, der ebenfalls zahlreiche Geschäftsführerfunktionen innehat, zieht indes im Hintergrund die Fäden.

Das Unternehmen, in dem mehrere Mitglieder der Großfamilie in leitenden Positionen beschäftigt sind, wurde von Vater Heinrich Schultz aufgebaut. Er war Geschäftsführer der lokalen Raiffeisenbank. Ende der 1960er-Jahre eröffnete er die erste Pension, wenig später übernahm er das erste Skigebiet.

Große Ausbaupläne

Heute umfasst die Firmengruppe Skigebiete in Tirol und Kärnten – die Bergbahnen Hochzillertal, das Großglockner Resort Kals-Matrei, das Skizentrum Sillian-Hochpustertal, die Lifte Brunnalm in St. Jakob in Defreggen sowie das Skigebiet Mölltaler Gletscher und die Ankogelbahnen Mallnitz.

Zuletzt wurde im vergangenen Jahr das Zillertaler Skigebiet Spieljoch um zehn Millionen Euro erworben – nun soll es um 75 Millionen Euro für den Winter- und Sommerbetrieb adaptiert werden. Neue Gondeln und Lifte, eine neue Talstation, Restaurants, ein Speicherteich sowie der Zusammenschluss der Skigebiete Spieljoch/Hochfügen und Hochzillertal stehen auf dem Plan. „Die Beschneiung wird schon jetzt verstärkt, ab 19. März, nach dem Ende der Wintersaison, werden die Bauarbeiten beginnen“, sagt Martha Schultz. 2019 soll schließlich die Skiverbindung fertig sein; dafür wird auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig sein. Die geplante neue Drei-Seil-Umlaufbahn mit einer Länge von rund 4,8 Kilometern und einem Bodenabstand von bis zu 900 Metern sei „spektakulär“, so Martha Schultz: „Etwas Vergleichbares gibt es nur in Whistler Mountain in den USA.“ Durch die eine Seilbahn werde zudem die Verkehrsfrequenz im Tal um rund 1000 Pkw pro Tag reduziert, ergänzt ihr Bruder.

(c) Die Presse

Bekommen hat die Familie Schultz das Spieljoch übrigens nur, weil die bisherigen Eigentümer – Gemeinde und Private – nicht in der Lage waren, die Investitionen zu stemmen. Jetzt werden in einem ersten Schritt 35 Millionen Euro investiert; zu je 50 Prozent Eigen- und Fremdkapital, so Heinz Schultz. Für die Geschwister schließt sich mit dem Erwerb des Spieljochs ein Kreis: „Das ist eine emotionale Geschichte. Unser Vater war auch Geschäftsführer der Seilbahn, und wir sind als Kinder dort gewissermaßen groß geworden“, sagt Martha Schultz.

Die Unternehmensgruppe besitzt zudem ein Hotel in Sillian sowie mehrere Gastronomiebetriebe und Unterkünfte in Skigebieten – darunter die mit einer Haube ausgezeichnete Adler Lounge im Großglockner Resort Kals-Matrei. Des Weiteren gehört ihr das Chaletdorf Gradonna samt Hotelanlage in Kals am Großglockner. Im Skigebiet Hochzillertal sind zudem die Kristallhütte und die Wedelhüttel zu finden – beide mit hohem Qualitäts- und Exklusivitätsanspruch. In Uderns, wo auch der Stammsitz der Familie ist, wurde der erste Golfplatz im Zillertal – eine 18-Loch-Anlage – samt angeschlossener Sportresidenz errichtet. In Summe werden elf Hotels – vom Jugendhotel bis zur Fünf-Sterne-Bleibe – mit 1500 Zimmern betrieben.

Ebenfalls zur Firmengruppe gehören die Baufirma Wohnbau Schultz, ein Versicherungsbüro, eine Werbeagentur sowie ein Incoming-Reisebüro. Zudem gibt es noch die ursprüngliche Landwirtschaft und Käserei der Großmutter und zwei weitere, später dazugekaufte Landwirtschaften. In der seit rund 45 Jahren aktiven Baufirma ist übrigens noch immer die Mutter der Geschwister für die Buchhaltung zuständig. Das Unternehmen, das hauptsächlich geförderte Wohnungen im Tiroler Unterland errichtet, aber auch bei Eigenprojekten eingesetzt wird, bezeichnet Heinz Schultz als „zentrales Mosaik in unserer Firmengruppe“.

Schulskikurse aus Deutschland

Das Reisebüro Hochzillertal, das wiederum Martha Schultz als Geschäftsführerin leitet, ist Marktführer für Schulskikurse in Deutschland – mit 65.000 teilnehmenden Schülern. „Wir sind ein One-Stop-Shop für die Lehrer und bieten von der An- und Abreise über die Übernachtung und Verpflegung alles aus einer Hand an – und das zu einem Preis von knapp unter 300 Euro“, sagt Martha Schultz. Auch die regionalen Vermieter würden davon profitieren, da diese eine „Zimmerbelegungsgarantie“ erhalten.

Von der Ausrichtung her sieht Heinz Schultz die Skigebiete der Gruppe „überall als Skifahrerdestination und familiengerecht mit sehr hoher Qualität in allen Bereichen.“ Auch in den Hotels seien „diese Qualität und das Besondere zu spüren“ – etwa im autofreien, energieautarken Chaletdorf Gradonna, im Sporthotel Sillian oder in der Zillertaler Sportresidenz am Golfplatz. Letzterer ist auch Teil des Winzer-Wedel-Cups, eines gesellschaftlichen, kulinarischen und sportlichen Events für Stammgäste zum Ende der Skisaison. Martha Schultz: „Da findet zugleich das erste Turnier auf dem Golfplatz statt.“

In der Praxis fährt die Schultz-Gruppe eine ausgeklügelte Strategie, mit der Gäste aller Einkommensschichten abgeholt werden – von Selbstversorgern, für die es in der Selfservice-Hütte einen eigenen Raum gibt, über Kinderbetreuung an der Mittelstation bis zu den erwähnten besonders exklusiven Betrieben wie Kristall- und Wedelhütte, in denen Gastronomie auf Haubenniveau angeboten wird. Eine Besonderheit ist auch, dass der Liftbetrieb im Skigebiet Hochzillertal bereits um 7.30 Uhr morgens startet – und die Arbeits- bzw. Frühstückszeiten im Hotel darauf abgestimmt wurden.

Mut zum Risiko

„Unser Motto ist, immer einen Schritt voraus zu sein“, sagt Martha Schultz, auch wenn man manchmal nicht wisse, ob das Projekt so wie geplant aufgehe. Beispielsweise die Kristallhütte, die nicht nur mit einer chilligen Terrasse samt DJ, sondern auch mit zwölf Suiten und gehobener Kulinarik aufwartet und entgegen allen skeptischen Prognosen von Unternehmensberatern eröffnet wurde.

„Das Konzept hat jedoch von Anfang an so gut funktioniert, dass wir nach drei Wochen die Zahl der Mitarbeiter verdoppeln mussten“, sagt Schultz und freut sich, dass sich „das Risiko bezahlt gemacht“ hat. Deshalb war es ein logischer Schritt, mit der 2350 Meter hoch gelegenen Wedelhütte eine noch exklusivere und abgeschiedenere Hütte mit eigenem Weingewölbe und unverbautem Blick im selben Skigebiet zu errichten. Dort kann noch exklusiver übernachtet und getafelt werden. Das schätzen auch Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, Formel-1-Champion Sebastian Vettel und Fußballstar Bastian Schweinsteiger.

Wenig verwunderlich daher, dass Martha und Heinz Schultz bezüglich der weiteren Entwicklung der Unternehmensgruppe und der heurigen Wintersaison „positiv eingestellt“ sind. Im Vorjahr habe man „analog zur allgemeinen Entwicklung im Tourismus zugelegt“, und auch diese Saison liege man bisher im Trend und sei, so Martha Schultz, wie die Branche „trotz schwieriger Rahmenbedingungen vorsichtig optimistisch“.

ZUR PERSON



Martha Schultz
leitet gemeinsam mit ihrem Bruder Heinz die die Schultz-Gruppe, einen der größten privaten Seilbahnbetreiber Österreichs. Das Familienunternehmen betreibt darüber hinaus unter anderem Hotels, Restaurants, ein Reisebüro, ein Bauunternehmen und eine Landwirtschaft. Martha Schultz ist seit 2010 Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. [ APA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2017)

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