Arbeitsinspektorat lässt kein gutes Haar an Intim-Waxing-Studio

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Eine Beautysalon-Besitzerin prangert die Auflagen des Arbeitsinspektorats an und macht auf Facebook dagegen mobil. Für die Behörde nichts weiter als ein Mediengag, denn die "Zustände sind chaotisch".

Katja Wagner, Inhaberin eines Beauty-Salons in der Wiener Innenstadt, macht ihrem Unmut Luft. Auf Facebook schildert die 28-Jährige einen Besuch des Arbeitsinspektorats.

Die Mitarbeiter der Behörde bemängelten demnach, dass in den Behandlungsräumen, in denen Intimhaarentfernung mit Wachsstreifen durchgeführt werden, kein "Sichtkontakt ins Freie" bestehe.

"Ich meinte zwar bisher, dass bei der Intim-Enthaarung ein diskreter Behandlungsraum ohne Zuschauer im Interesse unserer Kunden sei, aber Sie wissen es offenbar besser", schreibt Wagner daraufhin. Und macht den Mitarbeitern des Arbeitsinspektorats ein nicht allzu ernst zu nehmendes Angebot: "Die ersten 10 ArbeitsinspektorInnen, die mir beweisen, dass ich offenbar zu prüde bin, um diese Anordnung zu verstehen, und die zu einem Intim-Waxing in der Auslage bei uns heute vorbeikommen, erhalten ein Pofalten-Waxing gratis dazu!" 

Das Posting verbreitete sich in den sozialen Netzwerken rasch. Über 2000 Mal wurde der Beitrag geteilt (Stand Dienstagnachmittag).

Gravierende Mängel

Peter Kraus, grüner Wirtschaftssprecher, sieht in dem Fall ein "gutes Beispiel für Absurditäten des Arbeitsinspektorats, die längst abgeschafft gehören."
Christoph Ertl, Pressesprecher des Sozialministeriums, stimmt dem prinzipiell zu: "Es steht außer Frage, dass es Fälle gibt, in denen der Amtsschimmel durchaus wiehert", dieser Fall sei es aber nicht, so Ertl gegenüber der "Presse".

Das Arbeitsinspektorat habe in diesem Fall ein "chaotisches Gesamtbild" feststellen müssen. Gravierende Mängel, wie ein fehlender Notausgang oder eine fehlende Be- und Entlüftungsanlage in den Arbeitsräumen, seien aufgefallen. Zudem würden keine Arbeitszeitaufzeichnungen der 30 Mitarbeiter geführt.

Der erwähnte "Sichtkontakt ins Freie" beziehe sich, so Ertl, auf die Arbeitsräume, die sich im ersten Stock befänden. Und nicht, wie das Foto suggeriert, im Erdgeschoss, direkt am Schaufenster. "Kein Mensch will, dass in der Auslage gearbeitet wird", sagt Ertl. Die Aktion sei zum Mediengag missbraucht worden, so seine Einschätzung.

Geschäftsführerin Katja Wagner hat, wie sie sagt, nichts zu verstecken. Gegen den Vorwurf, es handele sich dabei um einen Mediengag, verwehrt sie sich. Über vermeintlich skurrile Auflagen solle "ja auch diskutiert werden", so die Unternehmerin.

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