Wo Gemüse in Österreich auch bei minus zehn Grad wächst

APA/INGRID KORNBERGER
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In der Steiermark wird in einem Mega-Glashaus bei Bad Blumau frisches Bio-Gemüse auch im Winter geerntet. Nebst Tomaten und Paprika werden heuer Gurken angebaut.

Im steirischen Mega-Glashaus in Bad Blumau ist kurz vor Weihnachten die erste, wenn auch kürzere Erntesaison abgeschlossen worden. Dieser Tage werden bereits die neuen Pflanzen in dem mit Geothermie beheizten Glashaus angesetzt, schilderte Geschäftsführer Manfred Hohensinner im APA-Gespräch. Er blickt auf ein positives erstes Jahr zurück. Knapp 500 Tonnen Bio-Fruchtgemüse wurden eingefahren.

"Mir geht das Herz auf, wenn ich im Winter bei minus zehn Grad Außentemperatur Bio-Gemüse in der Steiermark ernte", schwärmte Hohensinner. Für ihn sei nach der ersten "Schrumpfsaison" - man hatte erst im Mai die Pflanzen gesetzt und Ende Juni die ersten Früchte geerntet - der Beweis erbracht: "Es ist ein sauberes Zukunftsprojekt, unabhängig von Importen."

Kein einziges Mal habe man auf das Notfallsystem, das mit Gas betrieben wird, zugreifen müssen. Lediglich für Einstellungen und Tests sei Gas genutzt worden. Ansonsten wurden die rund 40.000 Quadratmeter ausschließlich durch die Energie aus dem Thermalwasser genutzt: "Wir ziehen etwa 100 Grad Wärme aus dem 123 Grad heißen Wasser", schilderte Hohensinner. Nachdem die Energie des Thermalwassers in einem Wärmetauscher gezogen wird, pumpt die Anlage das abgekühlte Wasser wieder zurück in den Boden - in eine Tiefe von mehr als 3.000 Meter.

Etwa zwei Drittel der knapp 500 Tonnen von 2016 waren Bio-Tomaten: Rispenparadeiser, Cherry Tomaten an der Rispe und die Sorte San Marzano. Der Rest waren Bio-Spitzpaprika in rot, orange und gelb. Letztere wurden bisher nicht in Österreich produziert, sagte Hohensinner. 2017 will man sogar eine knappe Tonne an Ernte einholen. Neben Tomaten und Paprika wird bereits Mitte März die erste Bio-Gurken-Ernte erwartet. Der Geschäftsführer betonte, dass die produzierten Gemüse-Sorten nicht zum Nachteil der Landwirte in den Handel gelangten. Die Gegner des umstrittenen Projekts sehen das allerdings anders.

Auch konventioneller Anbau geplant

Derzeit werden beim Mega-Glashaus 70 Mitarbeiter beschäftigt, etwa 70 Prozent von ihnen sind Frauen. Das Projekt in der oststeirischen Thermenregion soll - wenn es nach Frutura und Handelspartner Spar geht - noch weiter wachsen. Irgendwann sollen auch konventionelle Tomaten, also keine Bio-Produkte, in einem eigenen Glashaus direkt daneben angebaut werden. Die Bauverfahren sind aber noch nicht abgeschlossen. Derzeit prüfe das Landesverwaltungsgericht. Ab 2018 will Hohensinner auch eine Gemüseschauwelt eröffnen.

Bisher habe Frutura 36 Millionen Euro in das Projekt investiert, allein die Bohrungen hätten 16 Millionen Euro gekostet. Im Vollausbau sollen 150 Mitarbeiter einen Job finden und auch Lehrlinge speziell am Gebiet des Glashaus-Anbaus ausgebildet werden. In Österreich mangle es an solche Fachkräften, weshalb auch der Chef-Gärtner in Blumau ein Holländer sei, sagte Hohensinner.

(APA)

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