Ansturm neuer Marken in Österreich lässt nach

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Gleich 37 neue Marken und Einzelhändler wagten im Vorjahr den Start in Österreich. Heuer dürfte diese Zahl nicht mehr erreicht werden.

Am heimischen Einzelhandelsmarkt wird es im laufenden Geschäftsjahr 2017 zu weniger neuen Markteintritten von internationalen Marken und Einzelhändlern kommen, erwartet der Immobilienmakler CBRE Österreich. Im Vorjahr war das Interesse noch groß: 37 neue Marken und Einzelhändler wagten den Start in Österreich, um fünf mehr als 2015.

Unter den neuen Marktteilnehmern finden sich etwa Weekday, Ikea Kompakt, Monki aus dem Hause H&M, Tesla, Max Mara oder Skechers. 2017 dürfte diese Zahl nicht mehr erreicht werden.

Im Vorjahr habe sich der Retailmarkt "stabil" entwickelt, sagte CBRE-Einzelhandelsexperte Walter Wölfler am Montag bei einem Pressegespräch in Wien. 2016 sei aber eines der letzten starken Eröffnungsjahre gewesen. Durch Neueröffnungen und Erweiterungen wurden im Vorjahr 113.000 Quadratmeter neue Bruttoverkaufsfläche geschaffen. 2015 waren es 115.000 m2, 2017 soll es zu einen dramatischen Abfall auf 37.000 m2 kommen.

Mit 98.000 m2 entfiel der größte Teil im Vorjahr auf Einkaufszentren und 15.000 m2 auf Fachmarktzentren. So wurde etwa die Plus City in Pasching um 31.000 m2 erweitert, Hatric in Hartberg um 15.000 m2 erweitert und ELI in Liezen mit 15.000 m2 neu eröffnet. 2017 sollte der Fokus wieder auf Wien liegen - mit der Erweiterung des huma eleven und der Eröffnung der Post am Rochus.

Das Gesamtinvestitionsvolumen am österreichischen Immobilienmarkt blieb 2016 mit rund 2,7 Milliarden Euro - ein Minus von 31 Prozent - deutlich unter den Erwartungen. 1,7 Milliarden Euro davon entfielen alleine auf Wien. 2015 betrug die Gesamtsumme noch 3,9 Milliarden Euro, ein Plus von 41 Prozent gegenüber 2014. Grund für den Rückgang im Jahr 2016 waren dem CBRE-Investmentexperten Georg Fichtinger zufolge vor allem sogenannte "Forward Deals". Darunter versteht man Transaktionen, die zwar unterzeichnet, deren Abschluss aber verschoben wurde. Investoren versuchten damit Projekte zu sichern, weil wenige am Markt sind.

Wegen dieser "Forward Purchase"-Vereinbarungen sollte das Investitionsvolumen in diesem Jahr wieder ansteigen. Ein weitere Grund sei die zunehmende Dauer von Transaktionen. Einige große Deals hätten 2016 nicht abgeschlossen werden können. Zudem sei auch relativ wenig "Material" am Markt. Der Fokus liege auf guten Lagen, die noch teurer werden.

Der größte Teil der Immobilieninvestitionen entfiel auf Büros (41 Prozent), gefolgt von Hotels (26 Prozent), Einzelhandel (13 Prozent), Industrie & Logistik (4 Prozent). Nur 2 Prozent entfielen auf Wohnen, 15 Prozent auf andere Nutzungsarten. Der Einzelhandel war 2015 mit 30 Prozent noch die zweitstärkste Assetklasse. Die Zahl der Großtransaktionen mit über 100 Mio. Euro sollte 2017 wieder zunehmen. 2016 gab es vier davon, u.a. das Hilton am Stadtpark und der Florido Tower/Solaris-Verkauf.

Spitzenrenditen sinken

Alle Spitzenrenditen gaben weiter nach. Dieser Trend sollte sich 2017 verflachen. Im Bürobereich lagen sie mit 4,0 Prozent noch einmal um 20 Basispunkte unter 2015, im Logistikbereich bei 5,75 Prozent, bei Fachmarktzentren bei 5,70 Prozent und für Geschäftsstraßen ("High Street") gar nur bei 3,40 Prozent. Auch wenn der Abstand zwischen Spitzenlagen und normalen Lagen mit 150 Basispunkten "gesund" sei, seien Investoren schwer für normale Lagen zu motivieren. 56 Prozent der Transaktionen entfielen auf inländische Investoren und nur mehr 12 Prozent auf deutsche.

Am Wiener Büromarkt wurden 2016 nur 66.000 m2 fertiggestellt oder generalsaniert, einer der niedrigsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen, so CBRE-Östereich-Geschäftsführer Andreas Ridder. Die Spitzenmieten hätten ihren Aufwärtstrend fortgesetzt und lagen mit 26,00 Euro/m2 und Monat um 15 Cent über 2015.

2017 werde wieder spannend. Rund 160.000 m2 neue Büroflächen kämen auf den Markt, etwa "Denk Drei" im Prater, QBC 3+4 am Hauptbahnhof, der Orbi Tower in Erdberg oder die neue Postzentrale im dritten Bezirk.

Sehr beliebt waren 2016 osteuropäische Immobilienmärkte. Im Vorjahr wurden 17,9 Mrd. Euro in der Region investiert, um 4 Mrd. oder 29 Prozent mehr als 2015. Es war dies das historisch höchste Investitionsvolumen, so Ridder. Die stärksten Märkte waren Polen, Tschechien, Ungarn, die Slowakei und Rumänien. Die höchsten Büromieten finden sich in Warschau mit 23 Euro/m2 und Monat.

(APA)

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