Einer Deloitte-Studie zufolge sind die Einzelhandelsfirmen der Welt weiter gewachsen. Neben den USA spielen vor allem Konzerne aus Deutschland in der ersten Reihe. Mit neuen Trends.
Wien. Der globale Einzelhandel ist zuletzt nicht nur weiter gewachsen. Er wird auch übermäßig stark von Unternehmen aus den Vereinigten Staaten dominiert. Das ergab eine Studie namens „Global Powers of Retailing 2017“ des Beratungsunternehmens Deloitte, die auf Basis der Firmenumsätze im Finanzjahr 2015 erstellt worden ist.
Im Ranking der 250 Einzelhandelsfirmen dominieren die USA, die gleich mit sechs Unternehmen in den Top zehn vertreten sind. Auch Deutschland ist mit 17 Unternehmen im Gesamtranking stark präsent. Aus Österreich schaffen es die Spar Holding AG und die XXXLutz Group unter die besten 250.
Insgesamt sind die größten Einzelhandelsunternehmen der Welt 2015 weiter gewachsen und machten 4,3 Billionen Dollar (4,03 Billionen Euro) Umsatz.
Trend Onlinehandel
Getrieben werde das Wachstum vom Onlinehandel, schreibt Deloitte. Insgesamt gehe es mehr denn je darum, Kunden ein Erlebnis zu verschaffen und nicht nur Produkte anzubieten.
„Wir leben in einer Zeit, in der Kunden mehr denn je das Steuer in der Hand halten, und sie suchen nach Authentizität, Neuheit, Bequemlichkeit und Kreativität“, schreibt Deloitte in dem Bericht, der heuer zum 20. Mal erstellt wurde. Technologie sei nicht mehr ein Zusatz zum Einkaufserlebnis, sondern eine fundamentale Notwendigkeit. Sie reiche aber nicht mehr, denn die Unternehmen müssen zunehmend darum kämpfen, die Kunden zu überraschen und ihre Treue zu stärken. „Wir sehen eine Bewegung weg vom Massenprodukt hin zum Maßgeschneiderten.“
Der Onlinehändler Amazon etwa, seit der Aufnahme in die Liste immer unter den am schnellsten wachsenden Firmen und diesmal mit 79 Mrd. Dollar Umsatz erstmals in den Top Ten, machte 2015 wieder 20 Prozent mehr Umsatz. Diese Entwicklung sei getrieben vom Prime-Service, der von Jüngeren und besser Verdienenden genutzt wird. Offizielle Daten zu Amazon Prime gebe es nicht, Schätzungen gehen aber von 80 Millionen Mitgliedern und einem jährlichen Wachstum von 50 Prozent aus, so Deloitte.
Nach Elektrogeräten und langlebigen Gütern gehe es nun in Richtung Lebensmittel, Autos und Dienstleistungen. Die am schnellsten wachsenden Einzelhändler sind zwei chinesische Onlineplattformen (Vipshop Holdings Limited und JD.com, Inc), deren Umsatz sich seit 2010 jährlich etwa verdoppelt.
Als zweiten Trend, insbesondere in Europa, sieht Deloitte die Zustellung von Lebensmitteln nach Hause – vor allem in den Ballungsräumen. Auf dem Land gehe es in Richtung Vorbestellung im Internet und Abholung im Geschäft. Die Niederlande, Deutschland, Großbritannien und Frankreich verzeichneten die größten Wachstumsraten bei der Lebensmittellieferung. Kleine, lokale Einzelhändler dürften mit Technologiefirmen und Zulieferern zusammenarbeiten, um diese Dienste anbieten zu können.
Deutschland und Österreich
Unangefochtene Nummer eins beim Einzelhandelsumsatz ist die US-Kette Walmart, die trotz des ersten Umsatzrückgangs seit dem Börsengang 1970 im Jahr 2015 482 Mrd. Dollar Umsatz verbuchte. Das war vier Mal so viel wie die Nummer zwei, die US-Kette Costco (116 Mrd. Dollar). Walmart will übrigens einer gestrigen Ankündigung zufolge heuer rund 10.000 neue Jobs in den USA schaffen. Unter den Top Ten, die zusammen 1,3 Billionen Dollar erwirtschaften, sind nur vier Ketten, die ihren Sitz nicht in den USA haben, darunter mit Schwarz (Lidl, Kaufhof) und Aldi (Hofer) zwei aus Deutschland. Beide machen aber zwei Drittel ihres Umsatzes im Ausland.
Die Top 250 hatten im Schnitt eine Gewinnmarge von drei Prozent und zwischen 2010 und 2015 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von fünf Prozent. Um in das Ranking hineinzukommen, war ein Umsatz von 3,5 Mrd. Dollar nötig – etwas weniger als zuletzt, weil der Dollar aufgewertet hat.
Aus Österreich haben es die Spar Holding mit rund zehn Mrd. Dollar auf Rang 95 und XXXLutz mit 4,3 Mrd. Dollar Umsatz auf Rang 204 auf die Liste geschafft. „Es ist beachtlich, dass sich zwei österreichische Unternehmen in der hart umkämpften internationalen Branche behaupten können. Vor allem die Top-100-Platzierung von Spar zeigt den hohen Stellenwert des Einzelhandels in Österreichs Wirtschaft“, schreibt Orsolya Hegedüs von Deloitte Österreich. (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)
