1,6 Milliarden für den Ausbau der Flughafen-City

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Flughafen Wien modernisiert und erneuert nicht nur die Terminals, er erweitert stark die Büro- und Gewerbeflächen und will damit auch „Brexit-Flüchtlinge“ anlocken. Die Billig-Airlines waren und sind der Treiber des Wachstums.

Wien. „Wir sind ein Paradebeispiel, das sich die Regierung zum Vorbild nehmen sollte, wie durch bessere Rahmenbedingungen Wachstum und Beschäftigung geschaffen wird“, lautete die Botschaft der Flughafenvorstände Günther Ofner und Julian Jäger am Dienstag an die Politik. Unmittelbar damit im Zusammenhang stand die Forderung, die von der Koalition bereits angedachte, aber in letzter Minute wieder abgeblasene Halbierung der Ticketsteuer endlich durchzuziehen. Diese Steuer bremse vor allem die Billigfluglinien – sie seien jedoch die Treiber für das Rekord-Passagiervolumen von 23,4 Millionen im Vorjahr gewesen, betonte Jäger.

Der Flughafen, den im Vorjahr 74 Fluglinien ansteuerten, die 186 Destinationen von Wien aus bedienten, rechnet auch heuer trotz der politischen Krisen in wichtigen Ferienländern wie der Türkei und Ägypten mit einem weiteren Wachstum von bis zu zwei Prozent bei der Passagierzahl. Vor allem aber sollen Umsatz und Gewinn zulegen. Sie sollen heuer bei mehr als 740 bzw. über 120 Mio. Euro liegen. Deshalb wird auch die Dividende für 2016 um ein Viertel auf 2,5 Euro je Aktie erhöht. Davon profitieren nicht nur die Länder Niederösterreich und Wien, die je 20 Prozent halten, sondern auch der australische Fonds IFM (38,16 Prozent) und die Mitarbeiter (über eine Stiftung zehn Prozent).

Terminals werden ausgebaut

Gekoppelt mit einer weiteren Absenkung der Verschuldung auf unter 350 Mio. Euro „machen uns die guten Ergebnisse fit und frei für die anstehenden Großinvestitionen“, sagte Ofner. Nicht weniger als 1,6 Mrd. Euro – die dritte Piste nicht eingerechnet – nimmt die Airport-Spitze für den Ausbau bis 2025 in die Hand. Davon entfällt eine halbe Mrd. Euro auf die bereits bekannte Modernisierung und Erweiterung des ältesten Terminals 2, des Pier Ost sowie des Terminal 3. Die Erweiterung des Luftfrachtzentrums um die Hälfte inklusive einer Fotovoltaikanlage schlägt mit 20 Mio. Euro zu Buche.

Weil inzwischen ein Viertel des Umsatzes, aber sogar zwei Drittel des Nettogewinns aus Geschäften abseits des Flugbereichs (non-aviation) stammen, erfährt die Erweiterung des Business-Parks besondere Aufmerksamkeit. So wird ein weiteres Bürozentrum (Officepark 4) um rund 60 Mio. Euro errichtet. Dorthin will der Flughafen auch „Brexit-Flüchtlinge“ locken. Das Interesse ist sehr groß, mit einem Unternehmen gebe es konkrete Gespräche, sagte Ofner. Weitere 60 bis 80 Mio. Euro entfallen jährlich auf die Instandhaltung bestehender Anlagen.

Mit dem Zukauf von weiteren 25 Hektar verfügt der Flughafen nun über rund 100 Hektar Gewerbeflächen. Allein die zwölf Unternehmen, die sich im Vorjahr angesiedelt haben, brachten 600 neue Arbeitsplätze, sodass nun auf dem Flughafenareal rund 20.000 Menschen arbeiten. Der Flughafen allein hat rund 4750 Vollzeitkräfte. Der große Wermutstropfen in der äußerst positiven Entwicklung sind die Änderungen bei Air Berlin und deren Tochter Niki, die im Vorjahr mit zusammen 3,7 Millionen Passagieren einen Marktanteil von 15,4 Prozent erreichten. Bekanntlich wird Air Berlin filetiert, indem die Lufthansa 38 Maschinen samt Crew übernimmt, wovon fünf an die AUA weitergereicht werden. Niki wiederum wird mit TUI Fly zu einer neuen Ferienfluglinie fusioniert. Nur fünf der 19 Niki-Flugzeuge bleiben in Wien, 30 Ziele, darunter die 14 Städteflüge, wurden gestrichen. 21 Feriendestinationen bleiben.

AUA soll Niki kompensieren

Ofner und Jäger rechnen deshalb damit, dass es heuer bei Air Berlin und Niki zu einem Rückgang der Passagierzahlen um mehr als die Hälfte kommt. Allerdings gehen sie davon aus, dass Zuwächse bei der AUA (die mit 44,5 Prozent Anteil unangefochten an der Spitze liegt) und der stark expandierenden Easyjet diese Lücke überkompensieren können. AUA und Eurowings haben bereits eine Reihe neuer bzw. die Aufstockung bestehender Flüge angekündigt. Auch die russischen Airlines Aeroflot und S7 stocken ihre Frequenzen nach Moskau auf, „weil der Russland-Verkehr wieder stark anzieht“, wie Jäger berichtete. Dazu kommen neue Fluglinien: die spanische Billigfluglinie Volotea und die britisch-irische Flybe/Stobart.

Rekorde gab es im Vorjahr übrigens gleich mehrere: Am 16. September wurden 89.361 Passagiere abgefertigt – vor 60 Jahren (etwa zur Eröffnung des Flughafens 1954) wurden so viele Passagiere wie nun täglich in einem ganzen Jahr abgefertigt. Der stärkste Monat war der Juli mit 2,4 Millionen Reisenden. Spitzenreiter beim Zuwachs war Easyjet mit 87 Prozent vor dem Lufthansa-Billig-Ableger Eurowings (plus 44,6 Prozent) und der spanischen Billiglinie Vueling (42,4 Prozent). (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2017)

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