Wie eine Firma zum Wachstumskaiser wird

(c) imago/Future Image
  • Drucken

Die Boston Consulting Group hat untersucht, welche österreichischen Firmen ihren Umsatz innerhalb weniger Jahre verdoppelt haben.

84 von 800 untersuchten österreichische Firmen mit einem Umsatz von 100 Millionen und fünf Milliarden Euro haben von 2006 bis 2014 ihre Umsätze verdoppelt. Eine BCG-Studie ging der Frage nach, warum es diese Firmen geschafft haben, weit überdurchschnittlich zu wachsen. Hannes Pichler, Partner und Österreich-Chef der Boston Consulting Group (BCG), begründet den Erfolg mit viel kreativen Geist. Laut Pichler gibt es meist spezifische Gründe, etwa eine Person mit einer Idee und viel Energie, oder ein Patent, das genutzt und weiterentwickelt wird.

Typischerweise beginne die Erfolgsgeschichte in einer Nische, die dann entweder regional ausgeweitet wird, im Idealfall auf die ganze Welt, oder inhaltlich auf verwandte Produkte ausgedehnt. Am Weg zum Wachstum solle man nicht nur auf spektakuläre Maßnahmen setzen, auf radikale Innovationen oder milliardenschwere Mega-Fusionen.

Sehr erfolgreich sei es auch, Ideen anderer Firmen aufzugreifen und "neu zu interpretieren", empfiehlt Pichler. Das sei in Asien deutlich gängiger, während es in Europa vor allem "für etwas neu Gedachtes einen Stern auf der Schulterklappe gibt". Auch Zukäufe können klein sein, in Summe aber zu starkem Wachstum führen.

Bürokratie als Hemmschuh

Aus Einzelinterviews mit Firmen habe er mitgenommen, dass der wichtigste Wunsch an den Staat sei, möglichst wenig Bürokratie zu haben. "Die bürokratischen Hürden, um Unternehmen zu gründen, müssen so niedrig wie möglich sein", so Pichler. Heutzutage müssen Firmen sehr schnell auf sich ändernde Bedingungen reagieren, da müsse auch das bürokratische Umfeld flexibel sein. Arbeitnehmerschutz sei wichtig, aber individuelle Lösungen etwa für die Arbeitszeit auch. Außerdem müsse der Staat den Firmen ermöglichen, mit den kreativsten Köpfen aus der ganzen Welt zu arbeiten.

Unternehmen würden natürlich auch eine gute Infrastruktur benötigen, aber "das kommt nie an erster Stelle". Noch nie sei ein Unternehmen nur wegen einem besonders guten Internetanschluss überdurchschnittlich gewachsen.

Kein Unternehmen umgezogen

Pichler sieht einen umgekehrten Zusammenhang zum Standort: "In Regionen mit rückläufiger Bevölkerung gibt es keine Wachstumskaiser", sagt er. Denn wenn es keine schnell wachsenden Firmen gebe, sei es schwierig, Menschen, vor allem besonders engagierte Menschen, dort hinzubekommen. Man könnte zwar annehmen, dass sich Firmen in Wachstumsregionen ansiedeln, aber die Datenlage unterstütze dies nicht: Keines der beobachteten Unternehmen sei in den letzten Jahren umgezogen und im Schnitt waren die Firmen zu Beginn des Beobachtungszeitraumes bereits 30 Jahre alt. Gute Firmen ziehen gute Firmen und Arbeitnehmer an, schließt Pichler aus den Daten. Darum seien Cluster - etwa der Autocluster in der Steiermark - so erfolgreich.

Ein schnelles Umsatzwachstum ist laut Pichler für die Firmen wichtig, weil so gute Mitarbeiter (dank neuer Karriereperspektiven) gehalten werden können. Und schließlich treibe Umsatzwachstum auch die Marktkapitalisierung - mittelfristig hänge der Anstieg der Marktkapitalisierung zu drei Viertel vom Umsatzwachstum ab.

Die schnell wachsenden Firmen hatten keine sichtbaren Vorteile gegenüber den langsamer wachsenden Vergleichsfirmen, die nur um 16 Prozent zulegten, außer einer guten Strategie und einem ausgewogenen Verhältnis zwischen organischem Wachstum und Zukäufen. Die Wachstumskaiser sind auch nicht auf spezielle "moderne" Branchen angewiesen: 52 Prozent der Unternehmen waren in den Branchen Automobil, Maschinenbau, Papier/Verpackung und Tourismus aktiv.Firmen, die dabei sein wollen, sollten aber über lokale Grenzen hinausdenken, sagt Pichler. Denn sonst seien die Wachstumschancen begrenzt.

Über 100.000 Jobs weltweit geschaffen

Wie dynamisch diese 84 Firmen sind, zeigt ein anderer Vergleich: Sie schufen weltweit, also nicht nur in Österreich, über 100.000 Jobs. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigten in Österreich in der Gesamtwirtschaft um 220.000 bis 240.000 gestiegen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.