Aktionäre sind Osram-Chef jetzt für Rosskur dankbar

AFP (STEFAN PUCHNER)
  • Drucken

Nach fast zwei Jahren Streit feiern die Aktionäre des Lichttechnik-Konzerns Osram jetzt Vorstandschef Olaf Berlien für seinen Strategieschwenk.

"Die Aussichten für die Zukunft sind gut, das erste Quartal ist prima gelaufen. Wer hätte das gedacht?", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Dienstag auf der Hauptversammlung des Lichttechnik-Konzerns Osram in München. "Herr Berlien, Sie haben das Ruder herumgerissen." Aufsichtsratschef Peter Bauer lobte, der Manager habe Osram "mit viel Energie, Beharrlichkeit und großem Erfolg" umgebaut. "Die Ausrichtung des Unternehmens auf Hochtechnologie und einen klaren Wachstumskurs trägt seine Handschrift." Der Vertrag des 54-Jährigen wurde erwartungsgemäß um fünf Jahre bis Ende 2022 verlängert.

Berlien hatte im Januar 2015 den Chefposten bei Osram übernommen und den Leuchtmittel-Hersteller strategisch neu ausgerichtet. Er verkaufte das Lampengeschäft nach China und setzt stattdessen auf das einträglichere Geschäft mit LED-Technik - etwa für Smartphones - und mit der Autobranche. Inzwischen sei Berliens Kurs klarer, sagte Aktionärsvertreterin Bergdolt. "Ich glaube, Sie verfolgen die richtige Strategie." Zum Start ins neue Geschäftsjahr, das am 1. Oktober begonnen hat, übertraf Osram die Erwartungen. Mit der Entwicklung könne man "sehr sehr zufrieden" sein, lobte Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Latte liegt hoch

Bis 2020 will Osram einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro erreichen und dazu pro Jahr im Schnitt um sieben bis neun Prozent wachsen, wie Finanzvorstand Ingo Bank bekräftigte. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebitda) soll auf bis zu eine Milliarde Euro steigen. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Konzernchef Berlien. Osram müsse weiter an neuen Geschäftsmodellen, Technologien und Formen der Kooperation arbeiten, um von der Digitalisierung profitieren zu können. Der Aufsichtsrat teilte weiter mit, Kontinuität an der Konzernspitze sei wichtig, weil der Umbau noch nicht abgeschlossen sei.

Wegen des Strategieschwenks hatte es zwischen Berlien und Großaktionär Siemens offenen Streit auf der Vorjahres-Hauptversammlung gegeben. Die einstige Konzernmutter, die noch 17,5 Prozent der Osram-Anteile hält, entzog dem Vorstandschef vor einem Jahr beim Aktionärstreffen das Vertrauen und stimmte gegen die Entlastung, scheiterte aber mit dem beispiellosen Vorstoß. In den vergangenen Monaten lobte Siemens-Chef Joe Kaeser die wirtschaftliche Entwicklung von Osram; das Management mache einen guten Job. Der Vorstand wurde mit 99,96 Prozent der gültigen Stimmen entlastet. Kritik übten die Aktionäre wegen der Millionenabfindung für den früheren Finanzchef Klaus Patzak, der Mitte 2016 gegangen war - im Streit über die Strategie.

Mit Blick auf die Politik von US-Präsident Donald Trump sagte Berlien, Osram spüre derzeit keine Auswirkungen. Man beobachte die Situation aber "sehr genau". Osram erzielt in den USA rund 900 Millionen Euro Umsatz. Ein Kleinaktionär verwies darauf, dass die Münchner bereits den Petersplatz in Rom mit neuer Beleuchtung ausgestattet hätten, und bat: "Könnten Sie nicht auch das Weiße Haus erleuchten?" Berlien sagte, er finde die Idee gut und wolle sie vom Vertriebsteam aufgreifen lassen. "Versuchen wir."

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Geld & Finanzen

Lichttechnikkonzern Osram schraubt Prognose nach oben

Der deutsche Lichtkonzern Osram will heuer den Umsatz um bis zu neun Prozent steigern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.