ThyssenKrupp versetzt Anleger in Samba-Laune

Acht Millarden Euro sind ThyssenKrupp in Amerika weggeschmolzen
Acht Millarden Euro sind ThyssenKrupp in Amerika weggeschmolzenAFP (PATRIK STOLLARZ)
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Der Essener Konzern ThyssenKrupp verkauft brasilianisches Werk für 1,5 Milliarden Euro. Konzentration auf Industriegüter und Dienstleistungen ist angesagt.

Nach mehr als einem Jahrzehnt beendet Thyssenkrupp endgültig die verlustträchtige Expansion seines Stahlgeschäfts nach Amerika. Wie der Essener Konzern am frühen Mittwoch mitteilte, wird das brasilianische Stahlwerk CSA für 1,5 Milliarden Euro an den Konkurrenten Ternium verkauft. "Das ist ein wichtiger Meilenstein beim Umbau von Thyssenkrupp hin zu einem starken Industriekonzern", erklärte Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Die gescheiterte Expansion in die USA und nach Brasilien kostete laut Thyssenkrupp unter dem Strich rund acht Milliarden Euro. "Die Auswirkungen sind bis heute in der Bilanz sichtbar", räumte das Dax-Unternehmen ein. Auf das Werk in Brasilien werde eine Wertberichtigung in Höhe von 900 Millionen Euro fällig. Der Verkauf werde negative Auswirkungen auf den Jahresüberschuss haben - Thyssenkrupp droht damit ein Jahresverlust. Bei den Anlegern kam der Befreiungsschlag in Brasilien gut an. Vorbörslich legten Thyssenkrupp-Aktien um 2,9 Prozent zu.

Hiesinger will mehr Geschäfte mit profitableren Industriegütern und Dienstleistungen machen. Thyssenkrupp erzielt nach eigenen Angaben in diesen Bereich inzwischen einen Umsatz von 75 Prozent. Noch im Jahr 2005 hatte sich das Management entschieden, Stahl billig in Brasilien zu kochen und in den USA und Europa weiterzuverarbeiten und zu verkaufen. Hiesinger stellte das Projekt nach seinem Amtsantritt als Konzernchef 2011 auf den Prüfstand. Aber auch im europäischen Stahlgeschäft des Konzerns könnte es in Zukunft zu einem Umbruch kommen. Thyssenkrupp spricht mit dem Konkurrenten Tata Steel über eine Stahlfusion. Der Konzern kämpft mit Gewinnrückgängen in seinem europäischen Stahlgeschäft.

Pleiten, Pech und Pannen

Hiesinger hatte schon einen ersten wichtigen Schritt zur Beendigung des Amerika-Engagements beim Stahl geschafft. Bereits im Jahr 2014 verkaufte Thyssenkrupp das Stahlverarbeitungswerk in Alabama an ArcelorMittal und Nippon Steel. In Brasilien bestanden zunächst Bindungen an den Mitgesellschafter Vale, die im vergangenen Jahr gelöst wurden. Hiesinger erklärte, das Werk sei inzwischen operativ in den schwarzen Zahlen. "Unsere Ausdauer und Beharrlichkeit haben sich gelohnt."

Der Verkauf von CSA soll laut Thyssenkrupp bis zum 30. September unter Dach und Fach sein. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen. Der Käufer Ternium verfügt über Produktionsanlagen unter anderem in Mexiko, Argentinien, Kolumbien, den USA und Guatemala. Mit Abschluss der Transaktion erhalte Thyssenkrupp einen "deutlichen Mittelzufluss", hieß es weiter. Damit wird der Konzern seine Netto-Finanzschulden "signifikant reduzieren".

Insgesamt hatte Thyssenkrupp rund zwölf Milliarden Euro in sein Stahlgeschäft in Amerika gepumpt. Insbesondere der Bau des Brasilienwerks war von Pleiten, Pech und Pannen begleitet. Die Anlage fuhr Milliardenverluste ein. Auch nach Abzug unter anderem der Verkaufserlöse für die Werke verbleibe unter dem Strich ein Verlust von rund acht Milliarden Euro.

Anleger in Samba-Laune

Die Erleichterung über den Verkauf des verlustreichen ThyssenKrupp-Stahlwerkes in Brasilien hat die Aktien des Essener Konzerns auf den höchsten Stand seit mehr als anderthalb Jahren getrieben. Die Papiere schossen am Mittwoch um bis zu 6,4 Prozent auf 24,65 Euro nach oben und waren mit Abstand größter Gewinner im Leitindex Dax.

Durch den Verkauf werde ein sehr wichtiger Meilenstein erreicht, betonte die DZ Bank. "Das negative Kapitel 'Steel America' kann geschlossen werden." Zudem habe das Management betont, dass keine Kapitalerhöhung notwendig sei. "Damit haben sie eine permanente Sorge der Investoren aus dem Weg geräumt", hieß es bei Jefferies.

Insgesamt hatte Thyssenkrupp rund zwölf Milliarden Euro in sein Stahlgeschäft in Amerika gepumpt. Insbesondere der Bau des Brasilienwerks war von Pleiten, Pech und Pannen begleitet. Die Anlage fuhr Milliardenverluste ein. 

(Reuters)

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