Rückschlag weckt Zweifel an Krebs-Immuntherapie von Roche

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Eine neue Arznei des Schweizer Pharmakonzerns Roche verfehlte in einer spätklinischen Studie der Phase III das angepeilte Hauptziel.

Ein Rückschlag für das Medikament Tecentriq hat Zweifel an der ersten Krebs-Immuntherapie des Schweizer Roche-Konzerns geweckt. Die Arznei verfehlte in einer spätklinischen Studie der Phase III das angepeilte Hauptziel. Tecentriq brachte bereits zuvor behandelten Blasenkrebs-Patienten im Vergleich zu einer Chemotherapie keinen Überlebensvorteil, wie der Arzneimittelhersteller aus Basel am Mittwoch mitteilte. An der Börse kam die Neuigkeit schlecht an: Mit einem Kursabschlag von mehr als zwei Prozent gehörten die Roche-Scheine zu den größten Verlierern unter den europäischen Gesundheitswerten.

Analysten befürchten, dass nach dem überraschenden Studienresultat die Zulassung von Tecentriq in Gefahr sein könnte. "Das stellt die vorliegende US-Zulassung ernsthaft infrage", erklärte David Evans vom Broker Kepler Cheuvreux. "Und natürlich steigen im Markt die Bedenken bezüglich der Wirksamkeit von Tecentriq bei anderen Krebsarten." Den Experten der Deutschen Bank zufolge steht für Roche bis zu eine Milliarde Dollar Umsatz auf dem Spiel.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte Tecentriq vor einem Jahr nach einer beschleunigten Begutachtung die vorläufige Zulassung zur Behandlung von Blasenkrebs erteilt. Für die häufigste Form des Blasenkarzinoms gab es seit mehr als 30 Jahren keine neue Therapie mehr. Mit der Phase-III-Studie, deren Ergebnisse Roche nun veröffentlichte, sollte die Wirksamkeit der Therapie untermauert werden. "Obwohl diese Resultate nicht das sind, was wir erwartet hatten, glauben wir, dass Tecentriq bei der Behandlung von Patienten mit Blasenkrebs weiter eine wichtige Rolle spielen wird", erklärte Sandra Horning, Chefärztin und Leiterin der globalen Produktentwicklung bei Roche.

Tecentriq ist in den USA auch zur Behandlung von bestimmten Arten von Lungenkrebs zugelassen. Im ersten Quartal erzielte Roche mit dem Medikament einen Umsatz von 113 Millionen Franken (103 Millionen Euro). In Europa ist das Medikament noch nicht auf dem Markt.

Fragezeichen hinter Immuntherapie?

Immuntherapien, mit denen das körpereigene Abwehrsystem so aktiviert wird, dass es Krebszellen erkennen und zerstören kann, gelten als Durchbruch in der Krebsmedizin. Branchenriesen wie Roche, Bristol-Myers Squibb, Merck & Co und AstraZeneca liefern sich auf dem lukrativen Gebiet ein Rennen um die Vorherrschaft. Vergangenes Jahr hatte Bristol-Myer mit seiner Krebs-Immunarznei gegen Lungenkrebs einen Rückschlag zu verkraften: Opdivo wirkte nicht wie erhofft bei Patienten, die in einem fortgeschrittenen Stadium erkrankt sind und noch nicht gegen Lungenkrebs behandelt wurden.

Bitter ist für Roche zusätzlich, dass die FDA am Dienstag die vom deutschen Merck-Konzern und Pfizer entwickelte Krebs-Immuntherapie Bavencio auch zur Behandlung von Blasenkrebs zugelassen hat.

(Reuters)

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