Einstigem Aushängeschild Solarworld bleibt nur die Pleite

Frank Asbeck ist mit seiner Solarworld gescheitert
Frank Asbeck ist mit seiner Solarworld gescheitertREUTERS
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Solarhersteller Solarworld muss Insolvenz anmelden. Die Aktie bricht um 80 Prozent ein. Für die rund 3.000 Mitarbeiter beginnt nun eine Zeit der Ungewissheit. Die Branchenvereinigung EU ProSun richtet schwere Vorwürfe an China.

Der bereits länger andauernde Niedergang des einstigen deutschen Vorzeigeunternehmens Solarworld endet in der Insolvenz. Der Vorstand der Solarworld AG sei nach umfassender Prüfung zu der Überzeugung gelangt, dass es keine positive Prognose für das Fortbestehen gebe, "die Gesellschaft damit überschuldet ist und somit eine Insolvenzantragspflicht besteht", teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Der Vorstand werde vor diesem Hintergrund unverzüglich einen Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht stellen. Die Anleger flohen am Donnerstag  in Scharen aus den Aktien des Bonner Unternehmens, die um 81 Prozent auf 0,68 Euro abstürzten.

Solarworld kämpft schon länger mit sinkenden Preisen für Solarmodule und einer bedrohlichen Klage in den USA. Es gab sechs Verlustjahre in Folge, auch 2016 gab es rote Zahlen. Unternehmenschef Frank Asbeck hatte noch Ende März angekündigt, mit einem scharfen Sparprogramm bis 2019 wieder aus der Verlustzone kommen zu wollen. Mit "Qualität und Technologie" wolle man sich vom asiatischen Wettbewerb absetzen.

Mit dem Abbau von 400 Stellen - 300 davon in Deutschland - und zahlreichen Einzelmaßnahmen sollten die Kosten um ein Fünftel verringert werden. Ein Sozialplan wurde an den deutschen Standorten in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) bereits verhandelt. 2016 hatte das Unternehmen unter dem Strich knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiesen.

Für die Tochtergesellschaften der Solarworld AG werde die jeweilige Insolvenzantragspflicht geprüft, teilte das Unternehmen weiter mit. Solarworld begründete den Insolvenzantrag mit dem "aktuellen Geschäftsverlauf" und "weiter voranschreitenden Preisverwerfungen".

2016 war der Weltmarktpreis für Solarmodule um rund ein Fünftel abgestürzt. Hintergrund sind starke Überkapazitäten in China; Solarworld wirft der chinesischen Solarbranche extremes Preisdumping vor. Zudem kämpft Solarworld in den USA mit einem Rechtsstreit: Der ehemalige US-Siliziumlieferant Hemlock hat die Deutschen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt.

Ein US-Gericht hatte die Hemlock-Forderung wegen nicht erfüllter Abnahmeverpflichtungen im Sommer 2016 bejaht, dagegen läuft eine Berufung von Solarworld. Der Prozess galt bisher als zentrales Risiko in der Bilanz, es gab keine Rückstellungen für die Forderung.

Der angeschlagene Konzern hatte seine Verluste zuletzt binnen drei Monaten aber verringert und sich beim Umbau- und Sparprogramm auf Kurs gesehen. Nach vorläufigen Zahlen war das Minus beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Quartal 2017 auf 28 Millionen Euro gesunken. Im Schlussquartal 2016 hatte der Verlust noch bei 51 Millionen Euro gelegen. Die Absatzmenge an Solarmodulen war im gleichen Zeitraum von 348 auf 382 Megawatt gestiegen.

Vor vier Jahren drohte der damals mit einer Milliarde Euro verschuldeten Solarworld schon einmal die Pleite. Damals hatte Asbeck den Konzern gerettet, indem er sich mit den Gläubigern auf einen Schuldenschnitt verständigte. Sie verzichteten auf 60 Prozent ihrer Ansprüche und erhielten dafür Solarworld-Aktien. Für frisches Kapital sorgte ein Investor aus Katar.

Verband kritisiert China scharf

Nach der Insolvenz-Ankündigung des Solarherstellers Solarworld richtet die Branchenvereinigung EU ProSun schwere Vorwürfe an China. "Seit nunmehr fünf Jahren beklagen wir in der EU massives Dumping chinesischer Solarhersteller. Über 100 Insolvenzen und Werksschließungen mussten wir in der europäischen Solarindustrie seitdem verzeichnen", erklärte Verbands-Präsident Milan Nitzschke am Mittwoch. "Chinesische Staatsbanken haben inzwischen einen dreistelligen Milliardenbetrag in eine Produktionskapazität gesteckt, mit der das Land alleine den weltweiten Bedarf 1,3 mal decken kann." Das habe weltweit zum Abbau Zehntausender Arbeitsplätze geführt.

Für die deutsche und europäische Solarindustrie sei die angekündigte Insolvenz von Europas größtem Solarhersteller ein schwerer Schlag, so der Verband. Das einstige deutsche Aushängeschild der Branche sei das bislang größte Opfer des Preisdumpings. Dabei sei die deutsche und europäische Industrie technologisch weiter führend. Mit Preisen unter Herstellkosten, finanziert durch Staatsbankkredite, könne aber niemand in einer Marktwirtschaft konkurrieren.

(APA/dpa/Reuters)

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