Harley Davidson wirft Auge auf Ducati

(c) REUTERS (Tobias Schwarz)
  • Drucken

Auch die indische Bajaj Auto und mehrere Finanzinvestoren sind an der VW-Motorradmarke interessiert. VW soll 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro wollen.

London. Der US-Motorradbauer Harley Davidson gehört laut Insidern zu einem halben Dutzend potenzieller Käufer der Volkswagen-Motorradmarke Ducati. Neben dem Hersteller der amerikanischen Kultmarke arbeiteten auch der indische Anbieter Bajaj Auto und die Finanzinvestoren KKR, Bain Capital, Permira und Investindustrial an Geboten, wie die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr. Keine der Firmen wollte zunächst eine Stellungnahme abgeben.

Verkaufsplan nicht bestätigt

Die Preisvorstellung von Volkswagen liege bei 1,4 bis 1,5 Mrd. Euro, erklärten Insider. Doch sei das einigen Interessenten aus Indien zu teuer gewesen, sodass sie erst gar nicht in das Feilschen einstiegen. Der Ducati-Eigentümer, die VW-Tochter Audi, bestätigte den Verkaufsplan bisher nicht. „Marktgerüchte kommentieren wir nicht“, sagte ein Sprecher.

Erste vorläufige Gebote seien im Juli zu erwarten, sagte einer der Insider. Harley Davidson habe die Investmentbank Goldman Sachs eingeschaltet. Volkswagen habe keine Eile mit dem Verkauf. Vor der Motorradmesse EICMA im November in Mailand werde es wohl keinen Abschluss geben.

Das Geld könnte der vom Abgasskandal belastete Wolfsburger Konzern gut gebrauchen. Die Manipulation von Stickoxidemissionen bei Millionen Autos weltweit kostet Volkswagen bis zu 22,6 Mrd. Euro. Audi hatte Ducati vor fünf Jahren für rund 860 Mio. Euro von Industrialinvest übernommen. Mit einem Verkauf würde sich VW von einem Lieblingsprojekt seines langjährigen VW-Vorstands- und Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch verabschieden, der mittlerweile im Streit fast alle Verbindungen zu VW gekappt hat. Der Porsche-Enkel hatte den Kauf des vielfach gekrönten Rennsportweltmeisters, der für seine feuerroten Luxusmotorräder bekannt ist, 2012 als zwölfte Konzernmarke gegen Widerstand im eigenen Unternehmen durchgesetzt. Ducati sitzt in Bologna und hat 1200 Beschäftigte.

Der Umsatz von Ducati belief sich im Vorjahr laut Audi-Geschäftsbericht bei einem Absatz von 55.000 Maschinen auf 600 Mio. Euro. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen verdiente der Motorradhersteller 100 Mio. Euro, hieß es. Das 15-Fache des operativen Gewinns zu bezahlen, schreckte einige Interessenten ab. So sollen die indischen Hersteller Tata Motors, Hero MotoCorp und TVB abgewunken habe. Ein Tata-Sprecher bestritt jegliche Beteiligung, die anderen indischen Unternehmen waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

BMW ließ sich laut Insidern eine Übernahme von Ducati durch den Kopf gehen. Ein Sprecher erklärte aber, die Münchner hätten kein Interesse. Die japanischen Hersteller Honda und Suzuki, die der mit dem Verkauf beauftragte Investmentberater Evercore angesprochen haben soll, sind Sprechern zufolge nicht mit von der Partie. Auch KTM-Chef Stefan Pierer erklärte auf Anfrage der „Presse“, dass sein Unternehmen kein Interesse habe. (Reuters/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.