Der Chef der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit, Jean Pierre Mustier, über die Zukunft des Österreich-Geschäfts, die italienische Bankenkrise und die Politik der EZB.
Er hat sich selbst 40 Prozent seines Gehalts gestrichen und verzichtet auch auch Cash-Boni sowie eine Abfindung, wenn er das Unternehmen verlässt. Für Jean Pierre Mustier, den Chef der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit, der einzige Weg. Denn das Sparprogramm mit 14.000 gestrichenen Jobs und 1000 geschlossenen Filialen betrifft auch ihn. "Die Presse" hat ihn zum Interview getroffen.
Sie waren in Ihrer Jugend Rugbyspieler und Fallschirmspringer in der französischen Armee. Seit einem Jahr leiten Sie UniCredit, eine Bank, die im Vorjahr zwölf Mrd. Euro Verlust gemacht hat. Wie kann man das sportlich nennen: einen Kampf ums Überleben oder ein Himmelfahrtskommando?
Jean Pierre Mustier: Weder noch. UniCredit ist ja eine sehr gute Bank mit 25 Millionen Kunden in Europa und vielen Stärken – etwa ihren Mitarbeitern. Es gab jedoch zwei Altlasten, die wir mit unserer Strategie entschlossen angegangen sind: die schwache Kapitalbasis und den hohen Anteil an faulen Krediten. Heute ist unsere Eigenkapitalausstattung eine der höchsten in Europa. Das zu erreichen war eine Herausforderung. Aber wir wussten, was zu tun ist und wie wir es tun.
Sie streichen 14.000 Jobs und schließen fast 1000 Filialen. Wie unbeliebt sind Sie in Italien?
Es geht nicht um Beliebtheit. Es geht darum, das Richtige zu tun. Auf eine soziale und verantwortungsvolle Weise. Der Stellenabbau läuft sehr stark über Frühpensionierungen. Die Gewerkschaften haben verstanden, dass wir handeln müssen und die Maßnahmen sinnvoll sind. Sie haben mich sogar zu ihrer Jahrestagung eingeladen, auf der ich eine Rede gehalten habe. Die Beziehung ist also nicht feindselig, sondern konstruktiv. Wir hatten keinen einzigen Streiktag. Das schafft man nur, wenn man erklärt, was zu tun ist, und sich gegenüber allen Beteiligten auch ehrlich und fair verhält.