Stahl-Deal geplatzt: Peking pfeift eigenen Konzern zurück

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Der vertragsreife Kauf des Stahlwerks Kosice durch He Steel ist geplatzt. Peking selbst hat dem Einstieg des Konzerns in Europa einen Riegel vorgeschoben. Die Zukunft des Stahlwerks mit 12.000 Mitarbeitern ist offen.

Es wäre ein spektakulärer Deal gewesen, denn erstmals hätte sich China, wegen seiner Stahl-Billigimporte der Erzfeind der europäischen Stahlkocher, in Europa eingekauft. Monatelang verhandelte der chinesische Stahlgigant He Steel mit dem US-Konzern US Steel um dessen Stahlwerk im slowakischen Kosice. Im April schien der Kauf so gut wie besiegelt. Doch nun gibt es eine überraschende Wende: Die staatliche chinesische He Steel Group, weltweit der drittgrößte Stahlproduzent (nach Arcelor Mittal und den ebenfalls chinesischen Bao/Wuhan), hat die Übernahmeverhandlungen vorerst abgebrochen.

Der Grund: Die chinesische Regierung selbst habe He Steel zurückgepfiffen, berichtet die slowakische Tageszeitung Sme. Peking hat bevorstehende große Auslandsinvestitionen bis auf weiteres strikt eingeschränkt, um Probleme der heimischen Wirtschaft zu lösen. Ein Stopp für Investitionsexporte gelte vor allem für große chinesische Firmen, die vorgesehene Dauer ist derzeit nicht bekannt.

Hoher Kaufpreis

He Steel hatte bereits zu Jahresbeginn eine Absichtserklärung mit U.S.Steel unterschrieben, die dem Konzern eine exklusive Position bei Verhandlungen garantierte. Interesse an dem Stahlwerk hatte noch die tschechisch-slowakische Gruppe Moravia Steel gezeigt, ihr Angebot lag aber hinter dem der Chinesen. Denn He Stell wollte für den Einstieg in Europa viel springen lassen: Ihr Angebot wurde mit 1,4 Mrd. Euro kolportiert. Eine weitere Milliarde Euro sollte direkt im Werk in die Modernisierung der Produktion fließen. Dies sei notwendig, um EU-Anforderungen an eine umweltverträgliche Produktion zu erfüllen, hieß es.

Die Amerikaner haben einen Verkauf von Kosice bereits vor Jahren überlegt, 2013 konnte die slowakische Regierung einen Rückzug des US-Konzerns aus dem Land noch mit staatlichen Subventionen verhindern. Steuerbegünstigungen, versprochen vom neuen US-Präsidenten Donald Trump, locken jetzt den Konzern erneut in die Heimat zurück. Außerdem wären eben nun die Modernisierungs-Kosten angefallen. An den Ergebnissen liegt es nicht: Kosice hat im Vorjahr 185 Mio. Dollar Gewinn gemacht und damit sogar wesentlich zum Ergebnis von US Steel beigetragen. 

Staat will Einfluss

Die Regierung der Slowakei hatte zuletzt wiederholt angekündigt, den geplanten Verkauf nutzen zu wollen, um erneut Einfluss in dem einst staatlichen Stahlwerk zu gewinnen. Damit solle die Beschäftigung im armen Landesosten erhalten und ein Fortsetzen der traditionellen Stahlproduktion gesichert werden. Kosice ist nämlich mit rund 12.000 Mitarbeitern ein wichtiger Arbeitgeber in der Ostslowakei. Wie es jetzt weitergeht, ist völlig offen.

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